Donnerstag, 22. Juli 2010

Hinter dir! Ein dreiköpfiger Affe!

... ist ein Klassiker aus einer vergangenen Generation von Computerspielen. Wer das nicht kennt, hat etwas wunderbares verpaßt. Damals verpackte man die ganze Sinnlosigkeit der Realität in geistreiche und witzige Spiele. Man konnte darüber viel und über den Tiefsinn überrascht lachen. Heute erinnert man sich daran, dass die Spiele durchaus tiefsinniger waren, als zunächst angenommen. Adventuregames sind ja auch heute noch so ausgelegt, dass man in einer Welt mit mehreren Akteuren agieren muss. Richtige Fragen bringen den Spieler weiter. Von Kampf und Ballern keine Spur. Geduld und manchmal auch die ein oder andere absurde Idee, die sich dann als zielführender herausstellte, bringen den Spielverlauf weiter. Beim dreiköpfigen Affen [Achtung Spoiler] handelt es sich um ein klassisches Abwehrmaneuver im Duell. Wer im tiefen Wald einen solchen treffen würde, hätte vermutlich zunächst Angst. Aber wovor eigentlich?

Die Drei Affen.

Wer kennt sie nicht, die drei Affen, die nichts sehen, nichts hören, nichts sagen (wollen). In der östlichen Welt hatte man erkannt, daß die Information der Beginn allen Übels sein kann. Daher lautet der Spruch auch ursprünglich „nichts Böses sehen, nichts Böses hören, nichts Böses sagen“. In der westlichen Welt dagegen ist das Wort der Beginn allen Seins. Am Anfang war das Wort. Was gesagt wurde, tritt in die Welt. Und wer sich danach nicht orientiert, der ist dann eben arrogant, also will nichts sagen, hören oder sehen. Er macht eben sein Ding, rücksichtslos. Bleiben wir bei dieser Bedeutung, denn es soll hierbei um das jetzt gelebte, nicht um Bedeutungen "vor langer Zeit in einer fernen Welt" gehen. Ein dreiköpfiger Affe ist dann weniger ein bildlicher Vergleich, sondern bereits in Person ein Wesen, vor dem man sich fürchten sollte. Warum? Es hat Scheuklappen, hört auf niemanden und sagt nichts zu dem, was es will.

Ungeheuer.

Schon die Apokalypse des Johannes schreibt von mehrköpfigen schauerlichen Wesen. Mit Macht versehen, kann man ihnen in der physischen Welt nicht schaden. Selbst tödliche Wunden heilen. Damit sie aber erfolgreich sein können, nutzen sie pure Propaganda, "ein Maul zum Lästern", wie es Johannes nennt. Doch Recht und Gesetz dämpfen noch den Erfolg, es benötigt mehr. So rekrutieren sich diese Wesen ausgesuchte Lämmer, mit denen sie ihre Macht ausüben können, ob nun über ganze Völker oder nur Gemeinden. Sie blenden dann mit Zaubertricks, verführen die Menschen, implementieren die Ideen des schauerlichen Wesens und drohen, dass es jedem, der sich nicht dessen annimmt, schlechter gehe.

Schnödes Fazit in üblicher Bloggerqualität

Die Breitbandapokalypse steht vielleicht schon im Raum. Mancher Breitbandberater verführt derzeit Bürgermeister und DSL-Willige zu finanziellen Drahtseilakten ohne Netz, denn im Zweifel zahlt die Gemeide alle Fördergelder zurück, selbst wenn dann jeder 40 EUR Exklusiv- und Monopol-DSL zu Hause hat. Da bleibt uns nur zu empfehlen: Sagen Sie dem Berater im Argumentationsduell: "Hinter dir! Ein dreiköpfiger Affe!" Denn dort ist wirklich einer zu finden.

  • EU bezieht zum Förderrahmen Stellung
  • Offenbarung Johannes
  • Mittwoch, 21. Juli 2010

    Die Erfolgsgeschichte WMAN geht weiter

    "Starten statt warten!" lautet die Devise im Landkreis Anhalt-Bitterfeld. Nach Zernitz, Buhlendorf, Trebbichau, Pißdorf, Zabitz, Strinum und Lindau (um nur einige zu nennen) kommt nun morgen Deetz ans flächendeckende Breitbandnetzwerk. In Mitteldeutschland scheinen die klassischen Gesetze des Breitbandausbaus nicht mehr zu gelten. Das wäre so, als ob in der Physik der Apfel von unten nach oben fiele. Der Ausbau gilt bei vielen selbsternannten Experten als zu teuer, zu unwirtschaftlich, zu sportlich. Zuletzt sollten die Bürgermeister der Gemeinden sich selbst des Problems annehmen, was zuvor keiner in der Regierung oder in den führenden Aktiengesellschaften schaffte. Es werden immer noch die Mythen von Terabits und Megabits gestreut, die man zu hunderten schon heute benötige, für Fernsehen aus dem Internet, Kino aus dem Internet, für all das, was man eigentlich schon hat und von dem man annahm, es nie aus dem Internet beziehen zu müssen. Erst neulich begann der große Versandhändler Amazon, Milch im Internet zu verkaufen. Als Verbaucher hat man dann schon Glück, dass diese Milch nicht in Bits und Bytes geliefert werden muss. Wahrscheinlich bräuchte man dafür nicht nur Glasanschlüsse, sondern Milchglasanschlüsse. Die Botschaft, die dagegen der WMAN Ausbau in Mitteldeutschland vermittelt, ist sehr klar. Er liefert, was man als Internetzugang in den kommenden zehn Jahren braucht für einen guten Preis. Das ist dann sogar für alle überraschend bezahlbar. Luftschlösser bleiben außen vor.

    Ortsbürgermeister Ulrich Weimeister lädt hierzu am 22.07.2010 um 19 Uhr in den Europa-Jugendbauernhof in Deetz zur Eröffnungsveranstaltung ein. Die NU Informationssysteme GmbH stellt die neue Zugangstechnologie vor. Der Anschluß an das neue flächendeckende Breitbandnetz erlaubt Teilnehmern, über eine kleine Aussenantenne mit Geschwindigkeiten von bis zu 3000 Kbps im Down- und Upstream im Internet surfen. "Wir möchten den engagierten privaten Initiatoren, den Kommunen und Forstämtern danken, ohne die es nicht möglich gewesen wäre, dieses flächendeckende Netzwerk auszubauen", sagt Dr. Thomas Witt, Geschäftsführer der NU Informationssysteme GmbH. Das Hochleistungsbackbone aus Glas und Funk versorgt dabei jede Gemeinde mit einem Internetsignal, die nun schrittweise an das Netz gebracht werden. Auf Fördermittel oder Gemeindemittel wird beim WMAN Ausbau - wie immer - verzichtet.

    Donnerstag, 15. Juli 2010

    VDSL - des Leidens Anfang

    Nun ist es raus. Knapp 1% der Breitbandnutzer haben erst VDSL, kaum einer sieht Bedarf in mehr Bandbreite, so zumindest das Institut "Infas". Die erfrischende Ehrlichkeit wird sogar noch damit gekrönt, dass gerade dort, wo die Telekom mit ihrem Fernsehanschluss landen wollte, zur klassischen Satelliten-Schüssel oder zum Kabelnetzanbieter gegriffen wurde und selbst bei den Sportbegeisterten, die man im Visier hatte, der Sender Sky (formals Premiere) immer noch einen mächtigen Stein im Konsumentbrett hat.

    Natürlich hält das weder den Monopolisten, noch die Glasfaserlobby davon ab, weiterhin für unermessliche Bandbreitenkapazität zu trommeln. Tatsächlich aber geht es bei diesem Geschäft nicht um die Bandbreite für den Kunden, sondern um das Monopol am Schaltverteiler oder gleich 100m weiter um das Monopol im Wohnhaus. Ist die Leitung erst einmal exklusiv beim Kunden in der Wohnstube angekommen, wird sich dieser wohl oder übel mit dem Anbieter arrangieren müssen. Darauf fallen nicht nur viele Bürgermeister herein, die derzeit dem Monopolisten in Form von Kooperation und Fördergeldern genau diesen Weg ebnen, es sind auch die werbegeprägten und Nerds, die mit einem solchen Äquivalent von Manneskraft in Megabits unter ihren Freunden und Bekannten wenigstens ein, zwei Jahre etwas höher stehen dürfen und damit solche Projekte mit Freude und Wikipedia-Wissen tatkräftig unterstützen.

    Das Erwachen kommt dann natürlich erst, wenn es zu spät ist. Der freundliche Monopolist braucht Konkurrenz dann nicht mehr zu fürchten und wen sollte es wundern, wenn ein bereits jetzt schon üblicher Regiozuschlag in Zukunft von 5 auf 10 oder 15 EUR klettert - die bis zu 50 Mbit/s mit 100 GB Datenvolumen sind es ja sicher wert?

    Im Fokus steht nun Halberstadt im Harz. Dort will das T ein Experiment starten, die Vorvermarktung des VDSL-Ausbaus und 1000 Vorverträge einsammeln. Bei weniger als 20.000 Haushalten und einer bundesweiten VDSL-Marktakzeptanz von 1% sind eigentlich nur maximal 200 Kunden zu erwarten. Ob diese dann noch Vorverträge schliessen wollen?

    Am 15.07.2010 waren es dann laut Telekom 1200 Verträge. Es müssen sich also erstmalig in der Geschichte Deutschlands mehr als 6% der Haushalte, also knapp 12% der Breitbandnutzer innerhalb weniger Wochen für dieses tolle Produkt entschieden haben. VDSL kann dann also gar nicht so schlecht sein - oder war das wieder so ein Sache mit Hut, Hase, Zauberei? Applaus!

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  • VDSL kein Erfolg
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  • Wer viel zahlt, der darf
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