Montag, 29. November 2010

Tag der Wahrheit - bei LTE vielleicht übermorgen.

Sauerstoff ist ein sehr gutes Mittel, durch Verbrennung Energie freizusetzen. Wenn man den Medien glauben darf, entsteht dabei in der Natur ein Stoff, der zur Erhitzung des Weltklimas führt.

Nun, in diesem Fall hat man damit wohl recht, denn O2 bekannte sich erstmals zu praxisrelevanten LTE-Performance-Daten seines 2.6 GHz-Netzes. 93 Mbits Durchsatz sei durch einen Nutzer im Netz gemessen worden. Für die 20 MHz paßt das ganz gut mit den Laborprognosen dieses Blogs, sofern man nah genug an der Zelle wohnt und eben allein im Netz ist. Bei der digitalen Dividende (800 MHz) wird's wohl maximal die Hälfte sein, denn dort besitzt jeder Anbieter derzeit nur 10 MHz.

Diese Leistung wird sicherlich das ein oder andere Gemüt erhitzen, denn besser wirds erstmal nimmer. Soll das der neue Breitbandstar sein? Da hätte man vielleicht doch zum nächsten Baumarkt-Router greifen sollen. Dort sind 120 MBit/s (bei 300 MBit/s brutto) bereits erprobt und Standard, natürlich dann auf 2.4 statt 2.6 GHz! Viele WLAN-Chip's beherrschen die 2.6 GHz bereits. Ist also am Ende genau das verbaut worden?

In jedem Fall ist es nicht möglich, daß ein Nutzer zufällig beim Download im Netz die 50 MBit/s-Marke überschritt, da TCP pro Stream gar nicht mehr zuläßt. Es ist also ein Meßwert, der durch eine gesonderte Testumgebung erzielt wurde. Man darf gespannt werden, was davon bis Ende 2011 an Substanz bleibt. Unser Tip: nicht mehr als 20 MBit/s pro Zelle bei 800 MHz!

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  • erste LTE Ergebnisse
  • Montag, 22. November 2010

    LTE ist wie WLAN, nur teurer.

    ...meint Orange-Chef Michael Krammer. Er warnt vor falschen Erwartungen bei der nächsten Mobilfunkgeneration LTE und investiert als globaler Mobilfunker lieber in die Kundenbindung als in eine Technologie, für die es erst in einem Jahr Handys gibt.

    Man kann also allen, die mit WLAN, WiMAX oder WMAN ausbauen, einen gewissen Erfolg attestieren, den die Mobilfunker seit langem neidisch beäugen, an dem sie teilhaben wollen. Doch dieser "Erfolg" ist eben ein Erfolg der Kleinen: smartes Budget, smarte Strahlung, smarte Abdeckung und auch nur smarter Return.

    Verwechslungsgefahr besteht, denn bezieht man die Kosten für die Gesellschaft mit ein, wäre LTE "unbezahlbar".

    Wenn Sie daher in Deutschland mal wieder jemanden aus dem "inneren Zirkel" treffen und sich immer noch darüber wundern, warum den Bewegungen des Unterkiefers nur Luftblasen, wie Oligarchie, Bankenkrise oder Digitale Dividende folgen, dann bedenken Sie, daß Sie in Deutschland sind, wo stets ein Industriebegriff versucht, den Wohlstand zu begründen. Tatsächlich ist er zu einer Götze mutiert. Ein Gott muss sich nicht begründen, vielleicht fordert er aber Opfer. Und so helfen wir mit Kapital, Ressourcen und Lebenszweck, ob über Staat, Gesetze, Steuern, monatliche Gebühren, mit der Hoffnung, endlich von ihm erhört zu werden oder mit unserer Zukunft.

    Während jeder Praktiker nur auf das zurückgreifen kann, was bereits da ist und auch nur dieses anbieten kann, spekulieren immer mehr Konzerne mit extrapolierter Zukunft. E-Mailpostfächer mit Gigabyte-Speicherplatz für alle Internetteilnehmer sind ebenso unrealistisch wie 100 MBit/s LTE für jeden Bürger. Doch der Fortschritt läßt sich messen, am bekanntesten ist das Gesetz von Moore. Er stellte fest, daß sich die Komplexität integrierter Schaltkreise mit minimalen Komponentenkosten alle zwei Jahre verdoppelt. Vertraut man in diese Weiterentwicklung, könnte man bereits heute ein Produkt bewerben, das erst in Jahren bezahlbar und mit entsprechender Leistung auf dem Markt erscheinen kann, obwohl es zur Zeit nicht herstellbar ist. Spinnerei?

    LTE steht für langfristige Entwicklung (engl. "Long Term Evolution"). Die spezifizierten Bandbreiten sind zwar jetzt schon benannt, aber bei akzeptablen Leistungsverbauch vermutlich erst in Jahren realisierbar. Auch bei Bandbreitenabführung, Sektorendichte und Dämpfungen ist ein Visionär gefragt. Die LTE-Frequenzvergabe war daher keine Ausschreibung für eine technische Lösung, sondern die fast unwiderrufliche Zusage an konkrete Mobilfunkmarken, vor allem aber an deren Technik-Lieferanten, die sich zunehmend vom Gerätehersteller zum Netzbetreiber mausern, unsere Zukunft der mobilen Kommunikation übernehmen zu können, allein im Glauben an LTE?

    Man könnte meinen, man hätte aus dem UMTS-Desaster nichts gelernt, denn wer kann heute mit 7 MBit/s im UMTS-Netz surfen und wo wurde UMTS überhaupt ausgebaut? Doch man hat gelernt. Verkauft wird eben nicht mehr eine konkrete Technologie, sondern deren Evolution. Damit wurde der freie Wettbewerb der Innovation in diesem Bereich beendet.


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  • Krammer warnt vor Hype
  • Der Staat sind wir. Der Staat ist Mobilfunk.
  • Strahlenbelastungszunahme durch LTE
  • LTE und UMTS untersucht (PDF)
  • EU sponsert LTE-Forschung
  • Moore's Law
  • Sonntag, 10. Oktober 2010

    Brunchprämie

    Neues gibt's in Deutschland. Nach dem durchschlagenden Erfolg der Breitbandförderung, der - an den Ausgaben gemessen - fehlerlos und unstrittig zu den signifikantesten Investitionen des Jahres 2010 gelten dürfte, plant man nun die weitere Stärkung des Mittelstandes, die Brunchprämie. In den letzten Jahren hat sich in vielen Regionen ein neuer Brauch etabliert. Man geht Sonntags in das Lieblingsrestaurant zur Frühstücks-Mittag-Kombiflatrate. Damit auch die vielen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die wegen des anhaltenden Wirtschaftsbooms vermutlich aus Zeitmangel nicht in den Genuss kommen, soll die Ökonomie erneut auf die Probe gestellt und ein Lockangebot etabliert werden. Jeder Bürger erhält ab 2011 eine Brunchprämie von 90%. Damit sollen mehr Menschen in neue kulturelle Sphären gehoben und die Wirtschaft um ein weiteres angekurbelt werden.

    Der Brunchbürger zahlt also bei Vorlage seines Personalausweises nur 1 statt 10 EUR. Die Wirtschaftlichkeitslücke erhält das Restaurant dann von der Gemeinde erstattet. Damit dabei nichts schief geht, werden Brunchberater diesen Prozess überwachen und gemeinsam mit der Gemeinde Ausschreibungen veranstalten, die sicherstellen, daß auch wirklich nur qualitativ hochwertige Restaurants diese Leistung anbieten dürfen. Der Sonntagsbrunch wird damit zum öffentlichrechtlichen Gut.

    Natürlich besteht die Gefahr, daß nicht alle Restaurants, die bisher Brunch anboten, diesen auch weiterhin anbieten dürfen. Die Restaurants müssen allen Bürgern im Umkreis von 500m je einen Brunch pro Sonntag garantieren und den Betrieb über sieben Jahre lang sicherstellen. Oft fehlt es aber an Kontinuität und Sicherheiten. Die Berater werden hier die Spreu vom Weizen trennen. Einige Restaurants werden dann wohl sonntags nicht mehr öffnen dürfen.

    Unklar ist zur Zeit, bis wann die Berater bereitstehen. Die Ansprüche sind hoch, die Berater sollten Erfahrungen aus dem Markt und der Industrie mitbringen. Ideale Kandidaten sind Experten, die sich z.B. mit Errichtung und Betrieb von Backshops auskennen. Gemeinde Nimmerland ist hier der Zeit voraus, die Ausschreibung lief bereits. Dort haben sich eine Fastfoodkette und ein Bockwurstbudenbetreiber erfolgreich gegen die Konkurrenz durchgesetzt, allerdings mit Preisen von 100 EUR pro Brunch (effektiv ja nur 10 EUR). Die Beraterkosten von 20.000 EUR konnte die Gemeinde über eine Fördermaßnahme finanzieren.

    Die Regierung ist sich sicher, bis 2020 kann jedem ein vollwertiger Brunch angeboten werden.


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    Das ist natürlich Ironie, doch nicht so weit weg von der Wahrheit, wie man denken mag, denn zumindest im Breitbandbereich ist vergleichbares dieses Jahr passiert. Man darf gespannt bleiben.

    Donnerstag, 2. September 2010

    Sommerpause ade - die Telekom ist wieder voll auf.

    Wer die Breitbandförderung verfolgt hat - da gab es Spezialisten, kleine Anbieter, die mal eben einen oder mehrer Schaltverteiler der DTAG in Anspruch nehmen - da es die Regulierungsbehörde hochoffiziell eingeräumt hat - und damit über eigenes Glas oder Funk die Kunden erreichen wollten. Klingt sicherlich spannend, da viele potentielle Kunden immer noch dem Aberglauben aufsitzen, das kleine Kupferkäbelchen von der eigenen Wohnung zum Monopolisten wäre das Non-Plus-Ultra an Geschwindigkeit. Mit diesem Aberglauben könnte man also Mäuse fangen, wenn nicht dieses Kupferkabel und der Schaltverteiler in den Händen des Monopolisten wären. Denn auch wenn man es prinzipiell darf, muss man den erstmal fragen und manchmal auch etwas gut zureden, vor allem aber: hoffen!

    So zumindest Vodafone, denn dieser Anbieter ist davon überzeugt, daß der Monopolist bereits an fix und fertig vorliegenden Strecken Probleme mit der Bereitstellung zelebriert. Ein Drittel der Kunden, die ausschliesslich über den Monopolisten abgewickelt werden, soll nicht geschaltet werden worden sein. Von Zufall kann man da eigentlich nicht mehr reden.

    Wenn also technisch bereits vorliegende Strecken nur in Quoten geschaltet werden, kann man dann davon ausgehen, daß ein Umbau eines Schaltverteilers und Einzelschaltung von Teilnehmern des Telekomnetzes einfacher wird? Es wird spannender!

    Spätestens ab Mitte 2011 werden die ersten sogenannten Hybridlösungen und Schaltverteilerträumerein an den Start gehen. Es erwartet die Leser des Blogs ein spannender Krimi-Sommer, von dem wir live berichten werden!

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  • Vodafone verklagt Telekom
  • Donnerstag, 22. Juli 2010

    Hinter dir! Ein dreiköpfiger Affe!

    ... ist ein Klassiker aus einer vergangenen Generation von Computerspielen. Wer das nicht kennt, hat etwas wunderbares verpaßt. Damals verpackte man die ganze Sinnlosigkeit der Realität in geistreiche und witzige Spiele. Man konnte darüber viel und über den Tiefsinn überrascht lachen. Heute erinnert man sich daran, dass die Spiele durchaus tiefsinniger waren, als zunächst angenommen. Adventuregames sind ja auch heute noch so ausgelegt, dass man in einer Welt mit mehreren Akteuren agieren muss. Richtige Fragen bringen den Spieler weiter. Von Kampf und Ballern keine Spur. Geduld und manchmal auch die ein oder andere absurde Idee, die sich dann als zielführender herausstellte, bringen den Spielverlauf weiter. Beim dreiköpfigen Affen [Achtung Spoiler] handelt es sich um ein klassisches Abwehrmaneuver im Duell. Wer im tiefen Wald einen solchen treffen würde, hätte vermutlich zunächst Angst. Aber wovor eigentlich?

    Die Drei Affen.

    Wer kennt sie nicht, die drei Affen, die nichts sehen, nichts hören, nichts sagen (wollen). In der östlichen Welt hatte man erkannt, daß die Information der Beginn allen Übels sein kann. Daher lautet der Spruch auch ursprünglich „nichts Böses sehen, nichts Böses hören, nichts Böses sagen“. In der westlichen Welt dagegen ist das Wort der Beginn allen Seins. Am Anfang war das Wort. Was gesagt wurde, tritt in die Welt. Und wer sich danach nicht orientiert, der ist dann eben arrogant, also will nichts sagen, hören oder sehen. Er macht eben sein Ding, rücksichtslos. Bleiben wir bei dieser Bedeutung, denn es soll hierbei um das jetzt gelebte, nicht um Bedeutungen "vor langer Zeit in einer fernen Welt" gehen. Ein dreiköpfiger Affe ist dann weniger ein bildlicher Vergleich, sondern bereits in Person ein Wesen, vor dem man sich fürchten sollte. Warum? Es hat Scheuklappen, hört auf niemanden und sagt nichts zu dem, was es will.

    Ungeheuer.

    Schon die Apokalypse des Johannes schreibt von mehrköpfigen schauerlichen Wesen. Mit Macht versehen, kann man ihnen in der physischen Welt nicht schaden. Selbst tödliche Wunden heilen. Damit sie aber erfolgreich sein können, nutzen sie pure Propaganda, "ein Maul zum Lästern", wie es Johannes nennt. Doch Recht und Gesetz dämpfen noch den Erfolg, es benötigt mehr. So rekrutieren sich diese Wesen ausgesuchte Lämmer, mit denen sie ihre Macht ausüben können, ob nun über ganze Völker oder nur Gemeinden. Sie blenden dann mit Zaubertricks, verführen die Menschen, implementieren die Ideen des schauerlichen Wesens und drohen, dass es jedem, der sich nicht dessen annimmt, schlechter gehe.

    Schnödes Fazit in üblicher Bloggerqualität

    Die Breitbandapokalypse steht vielleicht schon im Raum. Mancher Breitbandberater verführt derzeit Bürgermeister und DSL-Willige zu finanziellen Drahtseilakten ohne Netz, denn im Zweifel zahlt die Gemeide alle Fördergelder zurück, selbst wenn dann jeder 40 EUR Exklusiv- und Monopol-DSL zu Hause hat. Da bleibt uns nur zu empfehlen: Sagen Sie dem Berater im Argumentationsduell: "Hinter dir! Ein dreiköpfiger Affe!" Denn dort ist wirklich einer zu finden.

  • EU bezieht zum Förderrahmen Stellung
  • Offenbarung Johannes
  • Mittwoch, 21. Juli 2010

    Die Erfolgsgeschichte WMAN geht weiter

    "Starten statt warten!" lautet die Devise im Landkreis Anhalt-Bitterfeld. Nach Zernitz, Buhlendorf, Trebbichau, Pißdorf, Zabitz, Strinum und Lindau (um nur einige zu nennen) kommt nun morgen Deetz ans flächendeckende Breitbandnetzwerk. In Mitteldeutschland scheinen die klassischen Gesetze des Breitbandausbaus nicht mehr zu gelten. Das wäre so, als ob in der Physik der Apfel von unten nach oben fiele. Der Ausbau gilt bei vielen selbsternannten Experten als zu teuer, zu unwirtschaftlich, zu sportlich. Zuletzt sollten die Bürgermeister der Gemeinden sich selbst des Problems annehmen, was zuvor keiner in der Regierung oder in den führenden Aktiengesellschaften schaffte. Es werden immer noch die Mythen von Terabits und Megabits gestreut, die man zu hunderten schon heute benötige, für Fernsehen aus dem Internet, Kino aus dem Internet, für all das, was man eigentlich schon hat und von dem man annahm, es nie aus dem Internet beziehen zu müssen. Erst neulich begann der große Versandhändler Amazon, Milch im Internet zu verkaufen. Als Verbaucher hat man dann schon Glück, dass diese Milch nicht in Bits und Bytes geliefert werden muss. Wahrscheinlich bräuchte man dafür nicht nur Glasanschlüsse, sondern Milchglasanschlüsse. Die Botschaft, die dagegen der WMAN Ausbau in Mitteldeutschland vermittelt, ist sehr klar. Er liefert, was man als Internetzugang in den kommenden zehn Jahren braucht für einen guten Preis. Das ist dann sogar für alle überraschend bezahlbar. Luftschlösser bleiben außen vor.

    Ortsbürgermeister Ulrich Weimeister lädt hierzu am 22.07.2010 um 19 Uhr in den Europa-Jugendbauernhof in Deetz zur Eröffnungsveranstaltung ein. Die NU Informationssysteme GmbH stellt die neue Zugangstechnologie vor. Der Anschluß an das neue flächendeckende Breitbandnetz erlaubt Teilnehmern, über eine kleine Aussenantenne mit Geschwindigkeiten von bis zu 3000 Kbps im Down- und Upstream im Internet surfen. "Wir möchten den engagierten privaten Initiatoren, den Kommunen und Forstämtern danken, ohne die es nicht möglich gewesen wäre, dieses flächendeckende Netzwerk auszubauen", sagt Dr. Thomas Witt, Geschäftsführer der NU Informationssysteme GmbH. Das Hochleistungsbackbone aus Glas und Funk versorgt dabei jede Gemeinde mit einem Internetsignal, die nun schrittweise an das Netz gebracht werden. Auf Fördermittel oder Gemeindemittel wird beim WMAN Ausbau - wie immer - verzichtet.

    Donnerstag, 15. Juli 2010

    VDSL - des Leidens Anfang

    Nun ist es raus. Knapp 1% der Breitbandnutzer haben erst VDSL, kaum einer sieht Bedarf in mehr Bandbreite, so zumindest das Institut "Infas". Die erfrischende Ehrlichkeit wird sogar noch damit gekrönt, dass gerade dort, wo die Telekom mit ihrem Fernsehanschluss landen wollte, zur klassischen Satelliten-Schüssel oder zum Kabelnetzanbieter gegriffen wurde und selbst bei den Sportbegeisterten, die man im Visier hatte, der Sender Sky (formals Premiere) immer noch einen mächtigen Stein im Konsumentbrett hat.

    Natürlich hält das weder den Monopolisten, noch die Glasfaserlobby davon ab, weiterhin für unermessliche Bandbreitenkapazität zu trommeln. Tatsächlich aber geht es bei diesem Geschäft nicht um die Bandbreite für den Kunden, sondern um das Monopol am Schaltverteiler oder gleich 100m weiter um das Monopol im Wohnhaus. Ist die Leitung erst einmal exklusiv beim Kunden in der Wohnstube angekommen, wird sich dieser wohl oder übel mit dem Anbieter arrangieren müssen. Darauf fallen nicht nur viele Bürgermeister herein, die derzeit dem Monopolisten in Form von Kooperation und Fördergeldern genau diesen Weg ebnen, es sind auch die werbegeprägten und Nerds, die mit einem solchen Äquivalent von Manneskraft in Megabits unter ihren Freunden und Bekannten wenigstens ein, zwei Jahre etwas höher stehen dürfen und damit solche Projekte mit Freude und Wikipedia-Wissen tatkräftig unterstützen.

    Das Erwachen kommt dann natürlich erst, wenn es zu spät ist. Der freundliche Monopolist braucht Konkurrenz dann nicht mehr zu fürchten und wen sollte es wundern, wenn ein bereits jetzt schon üblicher Regiozuschlag in Zukunft von 5 auf 10 oder 15 EUR klettert - die bis zu 50 Mbit/s mit 100 GB Datenvolumen sind es ja sicher wert?

    Im Fokus steht nun Halberstadt im Harz. Dort will das T ein Experiment starten, die Vorvermarktung des VDSL-Ausbaus und 1000 Vorverträge einsammeln. Bei weniger als 20.000 Haushalten und einer bundesweiten VDSL-Marktakzeptanz von 1% sind eigentlich nur maximal 200 Kunden zu erwarten. Ob diese dann noch Vorverträge schliessen wollen?

    Am 15.07.2010 waren es dann laut Telekom 1200 Verträge. Es müssen sich also erstmalig in der Geschichte Deutschlands mehr als 6% der Haushalte, also knapp 12% der Breitbandnutzer innerhalb weniger Wochen für dieses tolle Produkt entschieden haben. VDSL kann dann also gar nicht so schlecht sein - oder war das wieder so ein Sache mit Hut, Hase, Zauberei? Applaus!

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  • VDSL kein Erfolg
  • VDSL doch aufs Land
  • Wer viel zahlt, der darf
  • Halberstädter VDSL-Zähler
  • Breitbandnutzung Deutschlands
  • Dienstag, 15. Juni 2010

    Physik gegen die Telekom

    Mit dem großen Monopolisten könnte man schon Mitleid haben, denn er hat es schwer. Zuerst die weißen Flecken, dann die Wettbewerber und selbst die Regulierung mosern an den Aussagen des großen T's herum. Angeblich ausgebaut, angeblich morgen schon flächendeckend verfügbar, wenn man es genau nimmt, in der Werbung schon seit 2000 flächig präsent - alles nur erschwindelt? Seit kurzem hat auch die Physik etwas gegen die Telekom. Letztere verspräche mit LTE Bandbreiten jenseits der 100 Mbit/s für den Landausbau per digitaler Dividende, schreibt die Presse. Wir haben da mal nachgerechnet.

    Versteigert wurden zwei Frequenzbänder a 5 MHz. Die derzeit höchste sinnvolle Modulation erlaubt eine spektrale Effizienz von 8 Bit/s/Hz (QAM 256) bei optimalem Empfang (SNR wenigstens 22dBm). Die Physik erlaubt nun also maximale 40 Mbit/s pro 5 Mhz für alle Teilnehmer, die sich einen Funksektor teilen. Mehr als 80 Mbit/s sind also selbst unter idealen Bedingungen so nicht realisierbar.

    Was für jeden Optimisten noch gut klingt, ist im Grunde aber noch schlechter, als bei jedem Baumarkt-WLAN-Router, denn der begnügt sich von vornherein mit einer robusteren maximalen Modulation (QAM 64), benötigt weniger Sendeleistung und schafft damit in der Spitze satte 54 Mbit/s. Wer sich von seinem Router zu Hause schon einmal einige Meter entfernt hat, wird erahnen können, wo beim LTE die Spitzenbandbreiten verfügbar sind - am Mast, keinen Meter daneben.

    Sofern die Bundesnetzagentur den LTE-Betreibern keine Lizenz zur Eröffnung von Mikrowellenöfen ausgestellt hat und die Sendeleistung im gesundheitlich unbedenklichen Bereich liegt, wird die spektrale Effizienz im 4 Bit/s/Hz-Bereich liegen und damit im günstigsten Fall die Bandbreite pro Sektor auf 20 Mbit/s für alle Teilnehmer zusammen limitieren. Demnach sieht es nicht nach einer Konkurrenzsituation aus, weder für UMTS (14 Mbit/s am Sektor), noch für DSL (oft gar nichts am KvZ), erst recht nicht für's WMAN in der 4. Generation (100 Mbit/s pro Sektor).

    Der Tag der Wahrheit naht. Wollen Sie mehr wissen?
  • LTE vielleicht erst ab 2015
  • LTE besiegt die Physik
  • Brandenburg träumt von jenseits der 100 MBit/s
  • Schweden wiedermal weiter - LTE enttäuscht
  • Samstag, 1. Mai 2010

    Die Bäume sind grün, weil Grün gut für die Augen ist.

    So meinte es Heine bei seiner Harzreise, vermutlich nicht ohne driftigen Grund. Während 50 Jahre zuvor der Herr von Göthe noch diesen Flecken der Welt beschwärmte, schaffte erst der junge H., das dortige Menschsein zu reflektieren. Schön fanden die Natur beide, doch den preußisch-spießigen Untertanen kommentierte er.

    Ende des 18. Jhd. waren führende Köpfe, wie Goethe, Schiller und Hegel noch von der französischen Revolution begeistert. Der "deutsche Spießbürger, der seine wenigen vom herrschenden Adel erteilten Privilegien fürchtete," blieb dagegen zu Hause hinter seinem Ofen. Das damalige Preussen spielte sich in seiner Rolle als Gendarm Europas auf und griff die freie französische Republik an, übersetzt: Deutsche Bürger, finanziert mit dem Geld Deutscher Bürger. Ein Moment der Wahrheit. Dem Herrn Heine blieb einfach nicht mehr, als die Gründe für die Zusammenhänge in der Welt, die von einem Spießbürger gesucht werden mögen, als sehr tautologisch und flach anzulegen.

    Derzeit haben wir wieder eine Serie von Tagen der Wahrheit, man könnte meinen eine Woche oder einen Monat der Wahrheit. Diese bestehen daraus, daß der deutschen Bevölkerung die Rechnung der in den letzten Jahren bestellten Luxusgüter offenbart wird, darunter Militärflugzeuge, Medizinische Geräte und ein bisschen Kredit. Und auch hier findet sich wieder das flache tautologische Niveau zur Lokalisierung der Ursachen. Man könnte sagen: "Geld ist Papier, damit man es alle 30 Jahre verbrennen kann".

    Auch beim Lieblingsthema dieses Blog's, der Breitbandförderung, hätte Heinrich Heine seine Freude. Dort ist noch keine bundesweite Revolution in Sicht und der Tag der Wahrheit liegt in der Zukunft. Man könnte allerdings bereits attestieren:

    "Schön ist das Breitband allemal, wenn man es erleben darf. Das Menschsein dabei variiert. Fördergeld hat schon immer beruhigt, auch ohne Grün, manch Bürgermeister hat es sogar zum Fürst erkoren, aber geholfen hat es nie. Damit das so bleibt, hat Gott den Deutschen Breitbandberater erschaffen."

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  • Breitbandberater kassiert. Projekt erfolglos.
  • Donnerstag, 8. April 2010

    Neue Frequenzen mit den üblichen Verdächtigen

    Was macht der König, wenn die Felder, die er zum Beackern an seine Lehnsherren lieh, zum Großteil brach lagen? Wieder wegnehmen und an neue Lehnsmänner verleihen? Nein. Beim Lehen ging es weniger um die Ökonomie, sondern um absolute Treue, Gehorsam und Dienst. Auch die Bundesregierung vergab Ressourcen und packt am 12. April 2010 weitere Hektar dazu. Und wer weiß, wofür die Treue der Lehnsmänner noch benötigt wird? Ressourcen, die Kommunikation ermöglichen, überwachen und in Zukunft immer genauer Orten können? Klingt spannend, leider geht es diesmal wieder nur um das eine.

    Am kommenden Montag findet die erste große Frequenzauktion des Jahrhunderts statt, gemessen an dem, was vergeben wird. Die vier finanzmarktnotierten Mobilfunkbetreiber können sich dann den bislang saftigsten Frequenzkuchen aufteilen, der jemals verteilt wurde. Schliesslich war die Lobby in den letzten Monaten sehr ehrlich, wenn es um die bestehende Versorgung mit GSM und UMTS ging.

    So laß man viel schlechtes über UMTS, was man so noch gar nicht aus der Presse kannte. Datenraten von im Schnitt 384KBit/s, schlechte Landversorgung, Nutzungsbegrenzungen und nicht zwingend günstigere Preise. Man fühlte sich bestätigt. Und natürlich erfuhr man etwas über die Zukunft, ein neues Kürzel, das natürlich alles besser, schneller, abgedeckter und günstiger macht. Man kann schätzen, daß das Aufgebot an PR und sogenannten Spezialisten letztlich mehr gekostet hat, als die angestrebte Lizenzvergabe. Ohne Meinungsmache geht heute niemand mehr an den Start.

    Man könnte also meinen, nur dieses Frequenzpaket hätte bisher den flächendeckenden Ausbau verhindert. Und nur der sehr kurzfristig angesetzte Versteigerungstermin würde Deutschland aus seiner Notlage erretten. Selbst anhängige Verfahren wurden ignoriert, Probleme im Testbetrieb verschwiegen, Verbraucherschützer auf die Ränge verwiesen und bereits bestehende Netze (wie z.B. das Netz der Airdata aus Stuttgart) geopfert.

    Es geht schlicht um einen "Fait accompli", einen nicht mehr rückgängig zu machenden Sachverhalt, der den Netzbetrieb auf maximal vier große Betreiber reduziert. Erstmal vergeben, wäre die Rechtslage und das Forderungskonstrukt derart komplex, daß potentielle Kläger von Verfahren absehen würden.

    Mehr Wettbewerb ist nicht erwünscht, denn jeder neue Netzausbau würde wieder neue Infrastruktur, neue Absprachen und abwandernde Kunden bei gleichsam mehr Konkurrenz für den bestehenden Betreiberreigen bedeuten. Ein Preiskrieg ist in aktuellen Zeiten nicht gewollt. Daß Mobilfunk kein Zuckerschlecken ist, wurde in den letzten Jahren durchaus dokumentiert. Erst 2005 wurde O2 von Telefonica übernommen. Trotz aller Lippenbekenntnisse für einen Ausbau wird sich das Engagement also in Grenzen halten. Bis 2025 darf diese Suppe nun vor sich hin köcheln.

    Und wo bleibt das WMAN? Erst im Jahr 2002 versuchte die UMTS Lobby, die Nutzung offener Frequenzen auf die Wohnung zu beschränken. Deutlich sprach man hierbei von Substitutionseffekten durch ISM-Bereiche. Man wollte sich vor unliebsamer Konkurrenz schützen. Damals hatte es nicht geklappt.

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  • Versteigerung der RegTP
  • Blockadeversuch der UMTS-Betreiber
  • die Zeit nach UMTS
  • Donnerstag, 1. April 2010

    Wasserversorger planen Flatrate

    Da sich das Modell der Flatrates im Telekommunikationsbereich etabliert hat und der Vertrieb der Anschlüsse mit Pauschalen "bis zu" Raten sich breiter Beliebtheit erfreut, streben die ersten Versorger nach neuen Dienstleistungen.
    "Die Umrüstung auf elektronische Zähler in den nächsten Jahren wäre eine sehr teure Option gewesen", meint Rudolph S., Produktmanager eines regionalen Versorgers, der derzeit noch unerkannt beleiben möchte. "stattdessen eine Flatrate einzuführen, ist die Idealsituation".
    Seit Jahren tüftelt man daran, mit günstigeren Preisen neue Kunden zu gewinnen. Die Verbrauchstransparenz war zunächst eine Idee. In Webfrontends hätte ein Kunde seinen Tagesverbrauch direkt ablesen können. Doch die Telekommunikationsbranche zeigt, daß es für Vertrieb und Kunden einfacher scheint, Pauschalen anzubieten. Daß es zur Wasserverschwendung führen könnte, stand dabei weniger im Focus: "Wir bereiten doch sowieso das Frischwasser aus dem Abwasser auf. Es handelt sich also nicht um die Ressource Wasser, sondern primär um die Leitungsnetze und deren Wartung, also genau wie bei einem Breitbandanbieter".
    In Zukunft erhält ein Wohnkomplex nur noch einen maximal zugewiesenes Wasservolumen mit entsprechendem Druck. Lassen alle ihren Wasser "laufen", wird es vermutlich nur noch aus den Hähnen tröpfeln. Man wird wohl in Hauptverbrauchszeiten, wie 18 Uhr, nur noch eine kleckernde Wasserversorgung erleben. Und sollte ein Kunde es wirklich übertreiben und rund um die Uhr sein Wasser "verbrauchen", wird ihm die Flatrate gekündigt. Letztlich gewinnt der Verbraucher. Er kann dann für monatliche Pauschalbeträge von 19,95 bis zu "ganz schnell" fliessendes Wasser buchen.

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  • Wasserwerke planen Flat
  • Montag, 29. März 2010

    Es bewegt sich was ...

    So zumindest hat man den Eindruck, wenn man 10 Jahre Pressemeldungen zum Thema Breitband auf dem Land verfolgt. Zunächst waren es die Millionen an Investment, die jedes gut gestreute börsennotierte New Economy-Unternehmen versprach. Danach folgte der UMTS-Ausbau, der "alle" Problem zu lösen versprach. Es kam eine Nachfolgertechnologie WiMAX. Viele dieser Anbieter haben inzwischen nach eigenen Angaben den Netzausbau in Deutschland eingestellt (in Österreich ging die WiMAX Telecom 2009 sogar in Insolvenz). Nach einem kleinen HDSPA/HSUPA-Intermezzo, gibt es natürlich auch in 2010 wieder eine tolle Geschichte: LTE mit mehr Frequenzen soll helfen. Und es ist völlig klar, daß auch diesmal wieder jeder mediale Jünger glauben wird. Er schneidet einfach die neuen Ankündigungen aus der Zeitung und heftet sie über die älteren Artikel. Fertig ist der neue Schrein des baldigen Breitband. Und wer jetzt noch sagt, es hätte sich nichts bewegt, der muß doch blind sein. Voller neuer Hoffnung betet das Lager der Breitbandlosen den neuen Buchstaben entgegen: LTE.

    Spannend für den ungläubigen offenbaren sich mit jeder Neuerung die Wahrheiten des überholten Zeitalters. Wer Ohren hat, soll hören. Da vernimmt man nach dem Scheitern, WiMAX wäre zu schwach in der Leistung, UMTS insgesamt zu latenzreich und weit vom flächendeckenden 2 Mbit/s-Ziel entfernt. Es ist nicht einfach, im lauten Vertriebsgeschrei mit bis zu 14 Mbit/s das a-Moll zu vernehmen. Und lauscht man ganz genau, so erkennt man bereits jetzt mögliche Probleme des LTE, das ja im Vergleich zum UMTS "alles richtig machen will". Da fragen Techniker, was passieren würde, wenn bei LTE "einzelne Nutzer sehr stoßweise arbeiten?"

    Bei der Internetnutzung findet fast alles stoßweise statt. Jeder Klick auf einen Link fordert den Browser dazu auf, sofort alle Bestandteile der betitelten Webseite unverzüglich zu laden und anzuzeigen. Einzig Netradio oder bandbreitengeregeltes Videostreaming nutzen kontinuierliche Datenraten. Und genau damit soll LTE Probleme haben?

    In drei Jahren werden wir wissen, was mit LTE machbar ist und wohin die Reise tatsächlich ging. Wird man sich dann noch an die Gründe, Zusammenhänge, Absehbarkeiten erinnern?

    An einem klassischen Beispiel aus 1984 gemessen: In welchen Staaten führt Deutschland militärische Einsätze durch und mit welcher Begründung? Wie oft wurde im nahen Osten bereits durch die USA interveniert und aus welchem Grund?

    Machmal will man nicht mehr wissen:
  • Wimax Probleme
  • UMTS Probleme
  • Konkurs Wimax
  • Landfrauen tagten zum Breitband-Thema
  • Montag, 22. März 2010

    Shutter Breitband

    Es war einer dieser ungemütlichen Abende, es stürmte, es war kalt und es roch nach Regen. Bei diesem Wetter sollte niemand draussen sein. Ich war unterwegs zu einem Termin. Ortschaftsräte erwarteten mich und wollten von mir eine Lösung, eine, in der ich mich auskannte. Seit Jahren wollten sie Breitband, doch sie wurden vertröstet. Wenn man auf einer Insel gefangen wäre, könnte man vielleicht fliehen. Doch bei der Breitbandproblematik gab es keine Flucht.
    Die zum Rathaus umgebaute Scheune diente als Besprechungsort. Am Eingang begrüßte mich bereits einer der Herren und steckte mir einen Zettel zu. Dann reichte er mir einen heißen Tee. Ich kostete. Es roch nach Zimt. Ich liebe Zimt. Ich liess mir die Verwunderung über den Zettel nicht anmerken, verbarg ihn in meiner Tasche und stieg die Treppen zur ersten Etage hinauf. Als ich die Tür zum Ratsaal öffnete, blickten mich erwartungsvoll neun Räte an. Keiner war, wie der andere. Das Alter war ebenso gemischt, wie die Kleidung oder deren Frisuren. Vertraut kam mir das vor. Hier war ich nicht beim Businessmeeting mit Kaffee und tollen Sprüchen gelandet, hier war die Wirklichkeit.
    Ich legte ab, stellt mich als Geschäftsführer eines riessigen Unternehmens vor, das im Grunde jeden Tag einmal Deutschland neu verkabeln könnte und blickte dabei selbst befriedigt in die neugierigen Gesichter der Anwesenden. Bei der Suche nach meiner Stichpunktliste kramte ich den Zettel hervor, den mir der Herr am Eingang steckte. Er war leer. Nur ein X fand sich in der Mitte. Was das wohl zu bedeuten hatte? Eine Schatzkarte? Geht es hier etwa um mehr, als gedacht?
    Nun, ich sprach also weiter vom Investment. Wir würden die bestehende Infrastruktur des Monopolisten mitnutzen, auch dessen Multifunktionsgehäuse und dann das Signal per Glas heranbringen. Mit jedem dieser Worte glänzten die Augen der Zuhörer um ein weiteres mehr. Ich hätte hinter mir einen Schrein mit drei grossen Buchstaben platzieren können. Es war fast wie eine Gruppenhypnose und ich war der Therapeuth. Für einen Augenblick lang fühlte ich mich selbst als Teil der Sitzung und betete wie in einem buddhistischen Kloster ständig wiederholend "dee ess ell". Und ich fühlte mich so gut dabei. In wenigen Jahren werden es die Konzerne und deren Produkte sein, mit denen wir den Dingen Namen geben, es sind dann die DTAG-Universitäten, Alcatel-Plätze und 1&1-Parks, DSL-Flüsschen oder 16.000er Türme. Ob es das war, was Moses mit dem goldenen Kalb meinte, als er vom Berg Sinai hinabstieg? Folgt der Zorn Gottes? Ich bot an, Fragen zu stellen.
    Die ersten Kritiker überzeugte ich souverän. Da wollte doch wirklich jemand wissen, ob wir das könnten, was die 39,95er Anbieter versprechen, und dies so bepreisen, wie es die 19,95er tun? Spannender wurde es, als mir jemand vorrechnete, daß allein die Leitungsmiete schon mit 10 EUR, die Multifunktionsgehäusenmiete und Bandbreite mit weiteren 10 EUR, beides Netto, doch bei 19,95er Tarifen Verlust einfahren würden? Aber auch hier halfen die Klassiker aller Argumente, nämlich die Stichworte Investoren und Fördergeld. Manchmal hilft auch Staatsregierung oder - wenn alle Stricke reissen - die Vorsible Bund.
    Doch plötzlich fühlte ich mich gar nicht mehr so sicher. Trotz der ausgestrahlten Souveränität fühlte ich mich als einer von ihnen. Was wäre, wenn hier wirklich noch alle Jahrhunderte auf Breitband warten müssten? Als ich wieder aufsah, blickte ich auf die weiten Felder der Gemarkung. Ich befand mich nicht mehr in dem Ratssaal, sondern auf einem Bauernhof. Mir wurde bewußt, warum ich hier rumstand. Ich wartete auf den Upload meiner Meldedaten. Es wirkt sicherlich entspannend, warten zu können, aber bei diesem Warten sitzt ständig ein kleiner nerviger Geist im Genick, der darauf pocht, gleich wieder an die Arbeit zu gehen, wenn denn endlich dieser Uploadbalken sein Ende fände. Ich blickte wieder auf das Papier, was ich in meiner Hand hielt, das Papier mit dem X.
    Wie die Firma benannt wäre, wollte der nächste wissen. Sein Blick ging in den Anschlag, als würde er mir eine Pistole in den Rachen stecken und bei einer unzufriedenen Antwort lässig abdrücken. Mit einem Pistolenlauf zwischen den Zähnen bringt man nur noch Vokale raus. "Äh" stotterte ich, "Äh-DSL". Doch der Typ ließ nicht locker. Ich hörte ein Entsicherungsgeräusch. Was soll das für eine Firma sein, meinte er. Daß ich neben meinen Ämtern noch eine Firma hätte, wüßte hier keiner. Ich solle die Karten auf Tisch legen, bohrte er immer stärker nach. Da erinnerte ich mich an die Schatzkarte und an das X. Es war kein Punkt auf einer Karte, es war eine Zehn. Zehn Ortsteile gehörten zu dieser Gemeinde. Einer fehlte. Ich konterte und fragte in die Runde, wo denn der Rest der Ortsvertretung geblieben sei. Dann drückte er wohl ab.
    Wir sind doch vollständig, klang mir noch im Ohr, dann sackte ich zusammen. Langsam wurde mir klar, wie ausweglos das alles schien. Wieso sollen wir jetzt das geradebiegen, was die da oben durch Förderung von Industriemonopolen verbogen haben? Die ständigen Nachfragen nach Breitband für 19,95 hatten mich an den Rand eines Nervenzusammenbruchs gebracht. Und ich habe mir einfach das erschaffen, was ich brauchte, einen Anbieter, der das leistet, was ökonomisch nicht möglich ist. Der zehnte Ortsrat war ich.

    Diese Geschichte ist natürlich fiktionalen Ursprungs.

    Montag, 1. März 2010

    Neue Marken braucht das Land

    Je einfacher, desto prägnanter. Sprachforscher und Neurologen haben schon seit Jahren festgestellt, daß sich Menschen Sachverhalte besser merken, wenn diese zum einen sehr stark vernetzt sind und zum anderen oft benutzt werden. Man streitet sich gern darüber, ob nun Englisch mehr Kreativität erzeugt, weil es darin weniger Worte gibt, die man aber durch ihre vielfachen Bedeutungen letztlich häufiger nutzt, oder ob es Deutsch mit seinen verschachtelten selbstzusammenbaubaren und fast beliebig anordbaren Wörten ist, bei dem der Sprecher schon zu Beginn des Satzes wissen muss, was er ausdrücken will. Man könnte schliessen, ein Englischmuttersprachler besitzt ein höheres Transportvermögen, er kann nämlich exakt dasselbe zu anderen Problemen sagen und damit schon kreativ wirken. Ein Deutscher ist rein sprachlich geradezu auf Kreativität und Planung angewiesen. Ein neuer Kontext erfordert von ihm, sich zunächst mit den dort völlig anderen Begrifflichkeiten auseinanderzusetzen. Wir waren also kulturell schon immer Planer und Schöpfer, mit dem zunehmenden Defizit, nicht nach links und rechts schauen zu können.

    Erst die angelsächsische (Angel steht für Engel) Ökonomie forderte von uns, immer mehr zu sparen - oder besser - immer mehr von uns preiszugeben. Die Spitze der kulturellen Dezimierung haben wir wohl dieses Jahr erreicht, denn erstmals heißen Firmen wie Buchstaben des Alphabets. Vermutlich wird es in Zukunft Brot vom B, Urlaub von R, Lebensmittel von E,L,N oder A geben. Altbackenes DSL gibts ja ab sofort von T.

    Während der Leser diese Entwicklung vielleicht als Grauen empfindet, könnt es sein, daß wir damit einen unerkannten Exportschlager an der Hand haben. Denn eine Sprache, die aus nur 27 Buchstabenwörten besteht, hat einen viel höheres Transportniveau. Jeder Satz könnte sofort in einem anderen Kontext genutzt werden und wär dort vermutlich sogar über alle Maßen kreativ.

    W S m w ?
  • Buchstabenmarke
  • Mittwoch, 3. Februar 2010

    Zerbster Orstteile gehen ans Netz


    Es ist endlich soweit. Nachdem Zabitz im letzten Jahr ans neue WMAN Breitband Netz geschaltet wurde, folgen nun weitere Gemeinden des Landkreis.

    Zernitzer und Strinumer Bürger können ab 11.02.2010 den niegelnagelneuen Dienst nutzen. Auch diesmal zeigt sich, daß in Zusammenarbeit mit Gemeinden und Landkreisen schnell und souverän Breitband ins ländliche gebracht werden kann. Grund genug, uns bei allen fleissigen und offenen Unterstützern zu bedanken. Herzlichen Dank!

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  • Eröffnung in Zabitz
  • Startschuß
  • Kirchgemeinde Zerbst
  • Dienstag, 2. Februar 2010

    bedarfsgerechte Medien

    Wer noch gern morgens Papier in die Hand nimmt, um sich des wichtigsten Bedürfnisses des Tages zu entledigen, plant vielleicht in diesen Tagen bereits eine Medienflucht. Leider ist der Wunsch, direkt mit der Materie in Kontakt zu kommen, oft unpassend, sehr aufwendig und nicht immer zielführend. Ein Medium ist hierfür schon wichtig, aber welches? Medien gibt's in soft und besonders soft. Doppellagiges schützt vor starkem Durchgriff.

    Da scheint die Bildzeitung des Bildungsbürgertums schon eine gute Wahl. Emotional und doch irgendwie kompetent werden vom Spieglein nicht nur Themen mit größeren Textpassagen diskutiert, hier findet man auch Zahlen im Text. Doch Mehrlagigkeit hat einen großen Nachteil. Die Dinge können unter Umständen verschmiert werden, statt gezielt gegriffen und behandelt. Auch Emotionalität befördert den Anwender tiefer in die Dinge als gewollt.

    Als Darwin seine Evolutionstheorie schuf, ging es ihm nur darum, wie Arten entstehen konnten. Heute begreifen wir, daß wir zu einem Großteil aus den Eindrücken bestehen, die in unserer kurzen Lebenszeit auf uns einwirkten. Wir werden zum Teil unserer Umgebung, wir passen uns an. Und so wirkt auch das, was wir tagtäglich lesen und von Freunden desselben Mediums interpretiert wird, wesentlich auch unsere Werte, unser Gewissen und vor allem auf unsere Entscheidung.

    Der oft beschriebene Wille reduziert sich dann auf die Entscheidungsfreiheit, in einem fremden Universum an einer Weggabelung den hübscheren Weg zu bevorzugen. Wenn nun dieses Universum nicht der Realität entspricht? Es ist nur offensichtlich, daß der hübschere Weg ggf. als solcher ausgelegt wurde. Und es ist nicht einmal gesagt, daß beide Wege nicht zum selben Ziel führen würden. Zu welchem Ziel eigentlich?

    Klaus Merten sieht die Lüge inzwischen als einen unverzichtbaren Teil der Kommunikation an. Der Kommunikationswissenschafter ist dabei nicht unmittelbar revolutionär, sondern nahm schon im Jahr 2006 das für Anthropologen als Gemeingut betrachtete und fragte berechtigt, warum soll dies gerade für die Kommunikations- und Medienbranche nicht gelten? Wer verbietet kleine und große Lügen?

    Er befand, sie sind strukturell und psychologisch bedingt und ein tagtäglicher Bestandteil der Kommunikation. Vor allem Mitarbeiter der PR- und Presseabteilungen wären für Ihre "Drecksarbeit" berüchtigt und entsprechend entlohnt. Ein aufgeklärter humboldtscher Weltbürger werden Sie also mit klassischen mehrlagigen Medien nimmermehr. Meiden Sie auch Meinungen von Pressesprechern bei überlebenswichtigen Projekten.

    So empfiehlt der Autor, bedarfsgerecht zum jeweils passenden Medium zu greifen, das Spieglein zum Morgen für die Toilette, das Internet für den Wissensdurst.


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  • Spieglein, Spieglein an der Wand
  • Spiegel Blog
  • Lüge in der Kommunikation
  • Donnerstag, 28. Januar 2010

    Die Spiele sind eröffnet

    Die Europäische Union hat die Breitbandförderung der Bundesregierung genehmigt. Die Anbieter rüsten sich mit Schwert und Schild, die Kaiser nehmen in der Loge platz und sehen den Akteuren zu. Anbieter, Berater, Marktforscher und Gemeinden ringen um ... worum eigentlich?

    Wie kann man überhaupt den ökonomischen Wettbewerb im Zeitalter des aufgeklärten Weltbürgers mit einer Gladiatur vergleichen? Der Autor scheint anmaßend. Dazu sollte man aber die künstlerischen Interpretationen neuzeitlicher Regisseure in den Hintergrund treten lassen.

    Der erst nach Cäsars Tod einsetzende öffentliche, vor allem kaiserlich inszenierte Kult diente vor allem dazu, das Volk zu beeindrucken. Es war schon damals wichtiger, hervorzuheben, wieviel Ressourcen vernichtet wurden. So meinte Kaiser Augustus bereits: „Dreimal ließ ich in meinem eigenen Namen Gladiatorenspiele veranstalten und fünfmal in dem meiner Söhne oder Enkel. Bei diesen Spielen kämpften etwa zehntausend Menschen [..] wobei ungefähr dreitausendfünfhundert Tiere erlegt wurden."

    Den Kämpfen wohnten jeweils Schiedsrichter bei, die Regelverstöße erkannten und vor allem dafür sorgten, daß teuer erkaufte Gladiatoren nicht zu schnell starben. Den Sieger erwartete ein Geldbetrag, ein Ölzweig und öffentliche Anerkennung.

    In einem ökomonischen System dagegen gewinnt die Evolution. Dort winkt kein Preis, die Regeln sind für alle gleich. Jeder Vor- und Nachteil ist eingepreist. Erst dadurch entsteht Artenvielfalt und die Chance zum Überleben, wenn sich die Umweltbedingungen stärker ändern. Und wer weiß das schon?

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  • Die Auslobung des Preises
  • Die Bennennung der Schiedsrichter
  • Die unnötige Verschwendung der Ressourcen
  • Freitag, 1. Januar 2010

    Zu hell

    Eine Gutenacht-Geschichte zum Grübeln.

    Diese Nacht war anders. Sie war einfach nur hell, fast wie am Tag, nicht so grell, eher gemütlich und doch nicht stockfinster, allerdings kein Mond zu sehen. Die Menschen schauten hinauf und sahen im Mantel der Nacht einen neuen Stern, ein heller. Es muß etwas bedeuten, wenn wir jetzt nicht mehr jede Nacht auf die Launen des Monds angewiesen sind. Doch der Stern dachte sich nichts dabei.

    Eine Woche später, als der Mond so langsam halbverschlafen, noch nicht ganz da, die Nacht besuchte, um ein wenig seines Lichts abzugeben, da war er erstaunt. Dankbare Gesichter war er gewöhnt. Doch nun schien es niemanden zu interessieren, daß er wieder da war. Alle schauten auf diesen kleinen, neuen, unbekannten Stern. "Hey Du, was soll das", schrie der Mond.

    Stern: "Ich leuchte. Ich bin ein Stern. Sterne leuchten."
    Mond: "Du leuchtest aber so stark."
    Stern: "weil es mir Spaß macht. Dürfen Sterne nicht so stark leuchten?"
    Mond: "Meine Leute sind nur noch von Dir begeistert."
    Stern: "Ach ja, jetzt seh ich sie. Die da drüben. Ist doch toll."
    Mond: "Das sind aber meine Leute. Bitte hör auf, sie so anzustrahlen."
    Stern: "Es scheint ihnen aber sogar zu gefallen?"
    Mond: "Ich leuchte nun schon seit Millionen von Jahren. Meine Erfahrung sagt, die wollen das eigentlich nicht. Und überhaupt ist das unüblich, so stark zu leuchten. Wenn jemand nachts leuchtet, dann bin ich das."
    Stern: "Dann leucht ich woanders hin, ja?"
    Mond: "Mach das bitte, es eilt."

    Und so wandte er sich ab. Die Menschen hatten von dem Gespräch nichts mitbekommen und überlegten, ob sie was falsch gemacht hätten. Die Gläubigen unter ihnen beteten, daß er wiederkommen würde, während die Wissenschaftler bereits mit zwei Theorien aufwarteten. Er soll am Tag explodiert sein. Weil es am Tag so hell wäre, hätte man es nicht sehen können.

    Eine andere besagte, seine Leuchtkraft wäre erloschen, schliesslich könne ein Stern gar nicht so hell strahlen, das wäre unüblich. Dieser Wissenschaftler wurde dafür von der Regierung als Sternberater zertifiziert. Von nun an sollte seine Meinung die Öffentlichkeit aufklären.

    Als der Mond eine weitere Woche später wieder in voller Pracht erstrahlte, waren alle zufrieden, denn es war, wie gewohnt.