Montag, 22. November 2010

LTE ist wie WLAN, nur teurer.

...meint Orange-Chef Michael Krammer. Er warnt vor falschen Erwartungen bei der nächsten Mobilfunkgeneration LTE und investiert als globaler Mobilfunker lieber in die Kundenbindung als in eine Technologie, für die es erst in einem Jahr Handys gibt.

Man kann also allen, die mit WLAN, WiMAX oder WMAN ausbauen, einen gewissen Erfolg attestieren, den die Mobilfunker seit langem neidisch beäugen, an dem sie teilhaben wollen. Doch dieser "Erfolg" ist eben ein Erfolg der Kleinen: smartes Budget, smarte Strahlung, smarte Abdeckung und auch nur smarter Return.

Verwechslungsgefahr besteht, denn bezieht man die Kosten für die Gesellschaft mit ein, wäre LTE "unbezahlbar".

Wenn Sie daher in Deutschland mal wieder jemanden aus dem "inneren Zirkel" treffen und sich immer noch darüber wundern, warum den Bewegungen des Unterkiefers nur Luftblasen, wie Oligarchie, Bankenkrise oder Digitale Dividende folgen, dann bedenken Sie, daß Sie in Deutschland sind, wo stets ein Industriebegriff versucht, den Wohlstand zu begründen. Tatsächlich ist er zu einer Götze mutiert. Ein Gott muss sich nicht begründen, vielleicht fordert er aber Opfer. Und so helfen wir mit Kapital, Ressourcen und Lebenszweck, ob über Staat, Gesetze, Steuern, monatliche Gebühren, mit der Hoffnung, endlich von ihm erhört zu werden oder mit unserer Zukunft.

Während jeder Praktiker nur auf das zurückgreifen kann, was bereits da ist und auch nur dieses anbieten kann, spekulieren immer mehr Konzerne mit extrapolierter Zukunft. E-Mailpostfächer mit Gigabyte-Speicherplatz für alle Internetteilnehmer sind ebenso unrealistisch wie 100 MBit/s LTE für jeden Bürger. Doch der Fortschritt läßt sich messen, am bekanntesten ist das Gesetz von Moore. Er stellte fest, daß sich die Komplexität integrierter Schaltkreise mit minimalen Komponentenkosten alle zwei Jahre verdoppelt. Vertraut man in diese Weiterentwicklung, könnte man bereits heute ein Produkt bewerben, das erst in Jahren bezahlbar und mit entsprechender Leistung auf dem Markt erscheinen kann, obwohl es zur Zeit nicht herstellbar ist. Spinnerei?

LTE steht für langfristige Entwicklung (engl. "Long Term Evolution"). Die spezifizierten Bandbreiten sind zwar jetzt schon benannt, aber bei akzeptablen Leistungsverbauch vermutlich erst in Jahren realisierbar. Auch bei Bandbreitenabführung, Sektorendichte und Dämpfungen ist ein Visionär gefragt. Die LTE-Frequenzvergabe war daher keine Ausschreibung für eine technische Lösung, sondern die fast unwiderrufliche Zusage an konkrete Mobilfunkmarken, vor allem aber an deren Technik-Lieferanten, die sich zunehmend vom Gerätehersteller zum Netzbetreiber mausern, unsere Zukunft der mobilen Kommunikation übernehmen zu können, allein im Glauben an LTE?

Man könnte meinen, man hätte aus dem UMTS-Desaster nichts gelernt, denn wer kann heute mit 7 MBit/s im UMTS-Netz surfen und wo wurde UMTS überhaupt ausgebaut? Doch man hat gelernt. Verkauft wird eben nicht mehr eine konkrete Technologie, sondern deren Evolution. Damit wurde der freie Wettbewerb der Innovation in diesem Bereich beendet.


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