Dienstag, 15. November 2011

Breitbandförderung als Sandbox

Der politische Wille ist in Deutschland bedenklich. Seine Wirkung lässt oft böses deuten. Am nähesten kommt man der Wahrheit aber mit dem Attestieren purer Naivität. Dies soll am Beispiel des Burgenbauens erläutert werden.

Wenn sich Kinder im Sandkasten treffen, um mit Sand Burgen zu bauen, wird sich die Politik schon ausdenken müssen, wie das abläuft, denn es gibt Unmengen von Kinder und es gibt wenig Sand, im übrigen auch nur eine begrenzte Anzahl von Sandkasten. Einige Kinder sind in der Vergangenheit auffällig gewesen, Sand einfach mit nach Hause mitgenommen zu haben. Andere Kinder sind als streitsüchtig bekannt. Vielleicht sollte man auch nur Kinder in den Sandkassen lassen, die überhaupt in der Lage sind, Burgen zu bauen und dies auch wollen. Die Politik wird und will hier sicherlich niemals einem Burgenbauer die Hand führen, sondern nur den Rahmen stecken.

Es wird also Regeln geben müssen. Und es wird Zugangskontrollen geben, die absichern, dass nur Kinder in den Sandkasten kommen, die sich an die Regeln halten. Es wird Sinn machen zu prüfen, ob man in dem jeweiligen Sandkasten überhaupt Burgen bauen kann. Um die Ökonomie zu befriedigie, wird jedes Kind möglichst seinen eigenen Eimer mitbringen müssen. Die Verwendung von Sand wird auf eine maximale Anzahl von Eimern Sand limitiert. Wer sich daran nicht hält, fliegt raus. Damit dies eingehalten wird, gibt es Kontrollpersonen, die dies beaufsichtigen. Weil man keine Experten für Sandburgenbau finden kann, die nicht schon für Sandburgenbauer arbeiten, nimmt man hierfür ehemalige Obsthändler, die nicht mehr mit Obst handeln, weil das zu kompliziert war.

Doch es geht noch weiter, denn es besteht Konkretisierungsbedarf. Sonntags muss jedes Kind vor Antritt noch darlegen, wie und welche besonderen Planungsabsichten zum Burgenbauen bestehen. Man möchte ja schliesslich ein geschlossenes Burgenbild, keine kunterbunte Welt. Und Kinder aus der Unterschicht dürfen maximal 3 Burgen innerhalb von 3 Jahren bauen, auch müssen sie die Hälfte des Sandes selbst mitbringen. Wer in einer Woche 4 Burgen bauen möchte, muss nachweisen, dass er schonmal 2 Burgen gebaut hat. Und größere Burgen, die an zwei Tagen Bauzeit entstehen sollten, werden nur geduldet, wenn die allgemeine Auffassung bestätigt, dass dieses Kind so etwas überhaupt könne.

Man sieht deutlich, dass aus der anfänglichen Absicht eine Teilnehmerselektion entstanden ist. Einige Kinder werden es schwerer haben, anderen wird es leichter gemacht. Es kann auch sein, dass viele Burgenbauer völlig ausgegrenzt werden. Kann so überhaupt noch das Ziel erreicht werden? Inzwischen wurde das Mittel zum Ziel. Politisch gilt es nun nicht mehr als Erfolg, wenn gute Burgen mit wenig Sand gebaut werden, sondern die Tatsache, dass sich wenigstens ein Kind im Sandkasten austoben darf, am besten immer dasselbe, da ist man vor Überraschungen sicher, selbst wenn es am Ende nur einen Erdhaufen statt einer Sandburg baut. Doch wenigstens etwas, sagt sich da der Leser.

Doch projeziert man den geförderten Breitbandausbau in Deutschland auf den Sandburgenbau, so hat es hier ein Kind geschafft, täglich mit dem Laster an den Sandkasten zu fahren, den ganzen Sand abzuholen, um im Gegenzug nur ein Bürgchen zu hinterlassen. Dass in Einzelfällen auch mal ein anderes Kind in die Nähe des Sandkastens durfte, kann vernachlässigt werden.

Dem Leser wird nun sicherlich klar, dass das Ziel gehörig verfehlt wurde, der Sand weg ist, es auch keinen Sinn macht, unter denselben Bedingungen mehr noch mehr Sand bereitszutellen und eigentlich nur noch bleibt, dem politischen Willen unlimitierte Naivität zu attestieren.




Sie wollen sicher nicht mehr darüber wissen.