Montag, 25. Juli 2011

Marktversagen attestiert, um Markt abzuschaffen

Marktversagen ist ein wirtschaftswissenschaftliches Konzept für Situationen nach neoklassischer Grundlage. Mit dem Satz ist eigentlich alles gesagt. In der Breitbandversorgung attestierten die formals Gemüse verkauft habenden Berater seit 2 Jahren "Unversorgtheit". Millionen Gelder fließen dem magenta Dinosaurier zu, als ob er ohne diese Gelder schon verhungert wäre und deshalb seine Eltern nochmal kräftig füttern. Als "lukrativ" beurteilt daher das oft unliebsame Kind den heimischen Markt in seiner letzten Bilanz.

Als zentrale Ursachen von Marktversagen gelten Informationsasymmetrien, natürliche Monopole sowie öffentliche Güter. Für all dies steht implizit der Staat. Durch die Bezuschussung der Deutschen Telekom in der Breitbandförderung werden diese Faktoren aber nicht abgeschafft, sondern verstärkt. Man könnte sagen, der Staat schafft soeben den Markt ab.

14 Millionen EUR zahlte am vergangenen Montag der Landkreis Bautzen (Sachsen) an den rosa Riesen zur Versorgung weißer Flecken. Da hörte man "etwas VDSL sei dabei", DSL sowieso und natürlich viel "neues HSPA". Verwundert schaut sich der Pressemitteilungsexperte um - HSPA war doch schon deutschlandweit ausgerollt, laut Herrn Obermann? Haben da alle etwas überlesen? Es soll sogar LTE gefördert werden? Waren die LTE-Ersteiger nicht ohnehin dazu verpflichtet, die Region zu erschließen?
Nicht einmal die Telekom scheint zu lesen, was sie selbst verbreitet. Die Informationsasymmetrie steigt enorm an.

Auch das "natürliche" Monopol wird gefestigt. Denn überall dort, wo das T mit Glas erschließt - sei es auch nur 1cm - gehört ihm der Markt. Die anderen dürfen per Resale einkaufen, wenn es dem T genehm ist. Wir erinnern an die Vodafone-Klage vom letzten Jahr. 50% der Schaltungen des T-Vorleistungsprodukts schlugen fehl. Zufall?

Auch wenn die Presse sich zur Zeit politisch angeordnet mit Breitbandbeauftragungen überschlägt, das Monopol wurde gestärkt und damit das strukturelle Problem verschlimmert.

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  • Marktversagen
  • 14 Millionen ade
  • Vodafone verklagt Telekom
  • Dienstag, 31. Mai 2011

    Ein Quantensprung

    ... in Sachen Erkenntnis hat sich offenbart. Zwei Monate lang kein neuer Blogeintrag. Was ist der Grund dafür? Der Tag der Wahrheit fand statt.

    Das neue LTE-Netz, das eben weder 4G, noch eine Innovation darstellt, da ein Großteil der Verfahren aus der WiMAX-Entwicklung entliehen sind, liefert nun echte Messergebnisse, im Feld beim Kunden, während er im Internet surft. Aber halt! Soweit sollte es gar nicht erst kommen. Denn LTE, so sagen zahlreiche Nutzer, schafft nicht einmal eine stabile Einwahl ins weltweite Datennetz.

    Diejenigen, die es dann unter besonders günstigen Umständen überhaupt schafften, melden Datenraten von 3 statt 6 MBit/s. Da liegt es nahe zu vermuten, dass hier auch bei Buchung eines höheren Tarifes, wie 50 MBit/s ebenfalls nicht mehr als 3 MBit/s anliegen dürften.

    Wer diesen Blog aufmerksam gelesen hat, wird nun nicht nur den Betrug am Kunden erkennen, sondern auch den am Bürger. Denn die 800 MHz und 2 GHz wurden nur deshalb an die Konzerne "verschenkt", damit es stabile und zukunftsfähige Breitbandzugänge gibt.

    Stabile und sogar symmetrische 3 MBit/s über Funk realisiert der WMAN Ausbau seit 2007 in der Fläche. Dafür benötigt man alles andere als einen Hype.

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  • LTE macht Probleme
  • Nutzer melden LTE-Probleme
  • LTE ist nicht 4G
  • Freitag, 1. April 2011

    Back to the roots. Jeder Anwendung ihre Technologie.

    Das Vorzeigekind in Sachen (Pseudo)-Glasausbau und Bandbreitenausbau rudert konzeptionell zurück. Statt gebetsmühlenartig weiterhin den Bedarf an 50 MBit/s pro Privathaushalt zu verkünden, sattelt der (Ex-)Monopolist um und verlegt einfach die bandbreitenhungrigen TV-Anwendungen dorthin, wo sie seit Jahren erfolgreich betrieben und angeboten werden - auf den Satelliten. Für TV-Verbreitung ist der Satellit einfach ideal. Dennoch ist man hier weitaus sportlicher, denn das TV-Programm der Telekom kostet schliesslich monatlich ~15 EUR. Der ein oder andere könnte vor dem Hintergrund der free oder almost free Angebote von Astra und Eutelsat empört reagieren.

    Was bleibt dann vom Angebot noch übrig? Eigenartigerweise findet man mit 3 MBit/s genügend Bandbreite, um Internet, Festnetztelefonie und noch etwas Video-on-Demand zu bestreiten. 3 MBit/s sind für 80% der Teilnehmer genug, sofern sie denn anliegen. Bei einem so flächendeckenden Angebot könnte die Telekom noch über so manchen ihrer Kupferdrähte stolpern. Wir deuten das mal als Zustimmung der Think-Tanks der Produktabteilungen der Telekom zum jahrelangen Statement dieses Blogs.

    Jetzt bleibt nur noch die Frage, warum die Bundesregierung immer noch an ihren (verordneten) 50 MBit/s festhält? Wir zitieren hier spontan die CDU/CSU-Fraktion in ihrem kürzlich gefassten Beschluss:

    "Zum 1. Januar 2012 wird eine Universaldienstverpflichtung eingeführt, die auf einer Bandbreitenvorgabe von 16 MBit/s beruht [..] Die Breitbandstrategie der Bundesregierung flankierend, wird diese Vorgabe zum 1. Januar 2016 auf 50 MBit/s [..] erhöht. Die Bundesnetzagentur (BNetzA) verpflichtet auf dieser Basis die Anbieter von Breitbandinfrastruktur zur Versorgung von Gebieten, bei denen Ausschreibungen keine geeigneten Angebote erbracht haben. Zusätzliche [..] öffentliche Mittel werden nicht zur Verfügung gestellt."

    Nein, das ist kein Aprilscherz.

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  • 3 Mbits genug ohne TV
  • Montag, 28. März 2011

    LTE bei 800MHz nicht legaler

    LTE oder HSDPA+, gern auch "nicht ganz 4G" oder UMTS 3.x genannt, ist auf den 800 MHz Frequenzen zunehmend illegal. Die Politik freute sich schon, wie sie einerseits das Problemkind "Breitband auf dem Land" superschnell loswerden konnte, allen Erfolgen der ausbauenden Kleinunternehmen zum Trotz und auch etwas zum Schure. Ein Mogel-19,95 EUR-Breitbandanschluss per uralt-Kupferkabel (auch DSL genannt), was die meisten Bürger wollen, war nicht drin. Dafür hätte zuviel Glas verbaut werden müssen. Allein diese Kombination ist an Selbstironie nicht mehr zu überbieten. Jetzt kommt der Paukenschlag der Verwaltungsrichter hinzu. Die 800 MHz einfach so an wildgewordene Großkonzerne zu vergeben, sei nicht ganz rechtens. Ob sich das die Gutsherren-Politik gefallen läßt?

    Erst vor kurzem schrieb die CDU/CSU (genauer: Arbeitsgruppe Wirtschaft und Technologie) in ihrem Positionpapier zum Breitbandausbau zusammen, dass man sich von einer unabhängigen Instanz (hier der Regulierungsbehörde) nichts mehr sagen lassen wolle, sondern diese dem Wirtschaftsministerium unterstehen müsse, und das natürlich den lobbygesteuerten Politikern, im Ergebnis den drei Breitband-Oligarchen. Nur so wäre ein "Universalanschluss" überhaupt machbar. Im übrigen sollen Funkanbieter zu "nationalem" Roaming verpflichtet werden, damit der Politiker, der sich am Wochenende in seine Villa auf dem Land zurückzieht, eben auch regional vernünftig surfen kann, trotz seines Supi-Tarifs bei den Oligarchen (T-Com, Vodafone, Telefonica), der dann eben doch wieder vom Ländle halt macht.

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  • Rechtsunsicherheit bei LTE
  • LTE kein 4G
  • Freitag, 25. März 2011

    Die Annahme, mehr Daten sei gut, ist nicht mehr wahr.

    Google's neues Magazin "Think Quarterly" startet mit Abstand zur Lobby und doch mitten im Business. In der Vodafone-Schaltzentrale erinnert Guy Laurence, wie über Jahre hinweg der Zugang zur Information das große Problem darstellte. Doch inzwischen ist es der Informationsüberfluss: “We were brought up to believe more data was good, and that’s no longer true... My kids weren’t taught that huge volumes of data were great.”

    Der Mann, der 45.000 Gigabytes pro Tag transportieren muss, weiß, wovon er spricht. Statistisch sind dies 4 Gigabit/s im Mittel, die von ca. 340 Mio Mobilfunknutzern und knapp 6 Mio Festnetznutzern weltweit erbracht werden, also im Mittel 12 bit/s pro Nutzer. Würde jeder Nutzer nur eine Stunde am Tag die Dienste nutzen, entspräche dies einer Bandbreite von 288 bit/s.

    Großer Umsatz und geringe Nutzung schließen sich demnach nicht aus.

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  • Laurence im Interview
  • Jahresbericht März 2010
  • Sonntag, 20. März 2011

    Nirgends so gemütlich, wie bei Mutti

    ... sagt sich die Telekom und verkauft ihr US-Engagement VoiceStream alias T-Mobile USA für 39 Mrd USD, die dann doch hoffentlich in einem flächendeckenden Glas- und LTE-Ausbau in Deutschland enden? Zumindest hier in Deutschland und Europa scheint die Lobby noch (zu) viele Politiker und Bürgermeister überzeugen zu können.

    Das Musterland der Marktwirtschaft war wohl zu hart für das monopolverwöhnte Kind?

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  • Telekom verkauft US Geschäft
  • Dienstag, 8. März 2011

    Mit Funk wär das nicht passiert...

    Derzeit trommelt die TK-Branche wieder kräftig nach Glasausbau. Zweifellos kann man mit diesem Siliziumdioxid sehr viel anstellen, wenn es denn an beiden Enden zugänglich ist. In der Regel bewerben die "Großen" einen Glasfaserausbau. Tatsächlich knüpft z.B. die Telekom nur ihre Schaltverteiler zusammen und Breitbandkabelanbieter ihre Wohnparks. In Anteilen gerechnet, könnte jede POF-Strecke in der Wohnung des Teilnehmers die "Glasfaser"-Quote der Gesamtstrecke vervielfachen.

    Es mehren sich die Projekte, in denen die Glasfaserstrecken nicht einmal 1/10 der neu geschaffenen Infrastruktur erreichen. Man nennt das dann FttC (Fibre to the Curb), FttB (Fibre to the Building) oder FttABtC (Fibre to Anything but the Customer). Die wenigen "Lichtblicke", bei denen tatsächlich der Teilnehmer Glas beim Leuchten zusehen kann, sind auf abzählbare Haushalte begrenzt. In den Berichten des Branchenverbandes Breko liest sich das dann so: "Mittlerweile nutzen bereits vier von 60 Kunden diesen schnellen Internetzugang. Die anderen 54 Bauplätze sind noch nicht bebaut."

    Die Branche bremst sich hier selbst aus, denn die Diskussion, Glasfaser auszubauen, hat gerade in der jetzt stattgefundenen/stattfindenden Breitbandförderung in den Köpfen der Breitbandberater und Kommunen oft dazu geführt, der Telekom den Vorrang einzuräumen. Wurde ein Schaltverteiler allerdings erst einmal mit Glasfaser angebunden, bleibt die Infrastruktur wieder auf dem letzten Meter des Monopolisten im Kupferzeitalter. Zudem lohnt der weitere Markteintritt für entsprechendes Investment in Glasfaser um so weniger. Der ganze Aufschrei nach Glas hat der Branche enorme Stolpersteine bereitet.

    Daher wendet man sich nun den Stadtwerken zu und erwartet von dort Investitionen. Mit kleinen Piloten wagen sich diese nun ins unbekannte Terrain und erleben dass die Akzeptanz eine andere, als bei Wasser und Strom ist. Das könnte man auch Kurztrip in die freie Marktwirtschaft nennen. Voll von Erlebnissen und Erkenntnissen kehren diese dann nach Hause zurück.

    Kabeltrassen - so meint man ja oft - sind ein sicheres Investment und können daher viele Jahre in der Zukunft noch Rendite einspielen. Zudem sollen sie ausfallsicherer sein. Tatsächlich ist die Nutzungsdauer von Leitungsinfrastruktur und deren (Sonder-)Abschreibungen technologiegetrieben. Dabei geht es nicht nur um Kabel in der Erde und deren Verlegungs- und Erhaltungsaufwand (Beschädigungen, Sabotage etc.), sondern um die Anschlusstechnik selbst, ob es sich nur um Leitungsverstärker oder Übergabepunkte handelt, die dann in mehr oder weniger umfangreichen Containern oder kleinen Bauwerken installiert werden. Stromversorgungen, USV, Klimatisierungen etc. ergänzen das Invesitionsportfolio. 20 Jahre in die Zukunft zu blicken, erscheint sehr vermessen. Möglicherweise wird die Leitungstrasse dann von einer Straße, Eisenbahn oder anderen Baumaßnahmen berührt, die kostenträchtige Änderungen nach sich ziehen. In vielen Städten fordern schon heute Rückbauprogramme in Wohnanlagen zur Neuverlegung von Teiltrassen. Mehr als 10 Jahre kommen für den Investor wohl kaum in Betracht, für Aktivkomponenten deutlich weniger.

    Dabei muss man nicht nur in die Zukunft prognostizieren, sondern kann gern die Geschichte bemühen. ARCOR wurde z.B. 1997 zum Inhaber der DB-Leitungsinfrastruktur, die hauptsächlich neben den Bahnkörpern verlegt war. Die Umwidmung von Grundstücken und deren Verkauf konnte die Aufwände zur Neutrassierung nicht decken, insbesondere außerhalb der Ballungsgebiete. Kabelbau ist keine sichere Investition in die Zukunft. Die Abschlusstechnik besitzt klassische Reinvestitionszyklen.

    Auch Vermutungen in Redundanz oder Sicherheit der Anlagen (weil im Erdreich verborgen) sind nur teilwahr. Zwei DSL-Anschlüsse an einem Ort sind alle andere als ein redundantes Anschlusskonzept. Letztlich ist es vergleichbar mit einem Stromausfall, bei dem es auch keine Rolle spielt, ob der Vertrag mit dem regionalen Versorger oder einem "Billigstromanbieter" getroffen wurde.

    Daher ist der Aufschrei, Glasfaser zu nutzen, also zu verlegen und aufgrund der mäßigen Armotisierungserwartung wenigstens 30 Jahre zu betreiben, ein hochriskantes Unternehmen und lohnt nur dort, wo entsprechende Refinanzierung zu erwarten ist. Dass die Menschen in Deutschland wenig Interesse haben, mehr als 30 EUR im Monat auszugeben, macht die Sache noch viel spannender.

    Natürlich misst die Politik gern Wertverlust gegen Aktivität und Arbeit auf. Sachsen-Anhalt z.B. baute Flughäfen und Stadien, die gar nicht benötigt wurden und kämpfte ab Bauabnahme mit deren Erhalt - ein andere Art der Arbeitsbeschaffung.

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  • Studie Glaspiloten
  • Stromausfall im Bundestag
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