Dienstag, 9. April 2013

das kälteste aller kalten Ungeheuer

wie es Nietzsche nennt, hat die engagierten Netzbetreiber wieder daran erinnert, dass der Winter bleibt. Wettbewerb ist eben nichts anderes als der Versuch, Begierden zu wecken. Nietzsche weiter: "Vernichter sind es, die stellen Fallen auf für Viele und heissen sie Staat: sie hängen ein Schwert und hundert Begierden über sie hin." Heute ist wieder einer dieser Tage der Wahrheit. Ein Tag, an dem eine weitere Falle zuschnappt. Der Leser des Blogs kennt das schon.

In purer Salamitaktik wurstelt die Telekom seit Jahren in die Köpfe der Menschen. Versprechen und Zugeständnisse lösen einander ab. Gefühlt geht es voran. Doch mit beiden erkauft sich die Telekom Schritt für Schritt das Monopol zurück. Ein langer Marsch, der langsam am Ziel angekommen scheint. Und wenn man erstmal nichts mehr anderes kennt, wird auch nichts anderes mehr gegessen!

Die großen Ausbauversprechen wurden nicht gehalten, vor allem nicht auf dem Land. Der Staat hat daraufhin freiwillig mit dem Konjunkturpaket seit 2009 nachgeholfen. Geld, Geld und nochmals Geld wurde dem Monopolisten in den letzten fünf Jahren vorn und hinten zugesteckt. Man lese die Ausschreibungsstatistiken zur Breitbandförderung! Schritt für Schritt hat sich der Staat damit auf dem Land ein gefestigteres Monopol geschaffen. Die Hauptargumentation beim Zuschlag für die Telekom waren oft die ihr auferlegten Regulierungsbestimmungen. Dann könnten das neue Netz auch andere nutzen...

In den Städten oder dicht besiedelten Gebieten will es dagegen nicht klappen. Hier nutzen andere. Der Wettbewerb investiert fleißig mit eigenem Kapital und wirbt sogar erfolgreich Kunden ab. Zeit für die nächste Salamischeibe - Vectoring. Man müsste wieder Monopolist werden, um die Aufgaben zu erfüllen, die der Wettbewerb schon erfüllt. So lautet die Klageschrift der Telekom.

Der Staat hat soeben eingelenkt. Nach einem ersten Entwurf der BNetzA darf die Telekom dort Monopolist sein, wo sie will, im übrigen auch nachträglich. Ein Regionaler Anbieter muss das Feld räumen, wenn er bestimmte Auflagen nicht erfüllt. Auch auf dem Land!

Beim Bürger gehts vorbei. Was soll es auch, Hauptsache ist doch, dass "DSL" anliegt. 50, 100, 200 MBit/s - wer weiß schon, was da durch den Ether geht. Und die Vielfalt an Anbietern, die da möglich scheint -  Eigenmarke Congstar, Hauptreseller 1&1 und das Magenta T vermutlich. Alle anderen wollen ja schon gar nicht mehr mit dem Magenta Riesen. So toll ist die Zusammenarbeit. Vodafone setzt auf LTE, Telefonica und QSC ziehen sich aus den Hauptverteilern zurück, die es ab 2014 ohnehin immer weniger geben wird.

Mit Vectoring wird's wie beim LTE oder VDSL. Erst die nächste Technologiegeneration erklärt uns dann ganz genau, was mit der bisherigen eigentlich so alles schief lief. Dann fragt man sich wieder, wie schlecht alles bisher war und freut sich auf die Zukunft.

Wir geben hier eine kleine Prognose ab. Kupfer bleibt Kupfer. Wer bisher trotz ADSL2+ am KvZ keine 16 MBit/s hatte, wird ohne Umzug kein VDSL mit 50 MBit/s bekommen und auch kein Vectoring mit 100 MBit/s. Und da die Telefonnetze nun einmal baumartig in der Landschaft verzweigen, müssen sich die hinteren Reihen auch nicht unbedingt angesprochen fühlen. Vectoring entfernt das Nebensprechen. Eine Leitung verhält sich also so, als wäre sie allein. Turbo kann man das nicht nennen, eher Bugfixing. Auf 500m ist Ericsson damit auf 80 MBit/s statt 50MBit/s gekommen. Soweit die Fakten.

Von Interesse ist dies ohnehin nur für 1% der Bevölkerung. Wer glaubt, mit der Geschwindigkeit kann man das Kartell der Kabelnetzanbieter - der eigentlichen Konkurrenz der Telekom in den Städten - brechen, der irrt. Ein Kabelnetzanbieter wird zunächst immer versuchen, einen Deckungsbeitrag pro Wohnung zu kassieren, gern gesehen sind ca. 10 EUR pro Monat und Wohnung. Die stammen direkt aus der Miete. Daraus schlägt er Kapital und bewirbt später scheinbar günstige Upgrades, wie 12,90 EUR für einen Internetanschluss oder weitere 19 EUR, damit der Kunde auch mal RTL sehen darf. Unterstützt wird die Branche vom SAT-Anlagen-Verbot. Mit 100 MBit/s Downloadrate hat das gar nichts zu tun.

Die 100 MBit/s sind also nur ein Monopolisierungsvorwand. Manchmal lassen sich ja Menschen auf völligen Blödsinn ein. Bei solch kompetent untersetzten Behörden kann man sich das nicht vorstellen und muss sich folglich wieder an den Nietzsche halten, um es verstehen zu können.

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