Donnerstag, 17. November 2011

Sachsen-Anhalt hat fertig - mit Breitband und so.

Man hat allen Bürgen 2 Mbit/s bereitgestellt, lautet es aus der sachsen-anhaltinischen Staatskanzlei. Neue Töne? Kein Wahnsinn mit Förderung mehr? Endlich Vernunft und Dialog mit Anbietern und Bürgern? Wir schauen genauer hin.

Im September verkündete die neue Staatsregierung in Sachsen-Anhalt noch, die Versorgung mit Breitbandanschlüssen habe sich deutlich verbessert, schließlich wurden 25 Mio EUR fast konkurrenzlos an den rosa Riesen überwiesen (unwesentliche Ausnahmen gibt es sicher). 280.000 Einwohner in 530 Dörfern und Stadtteilen konnten sich über gewohnte, alte, dünne und vor allem immer noch langsame Kupferkabel freuen.

Kurz zuvor regte die Linke im Landtag noch eine Evaluation, eine neue Strategie für flächendeckend schnelle Internetverbindungen in Sachsen-Anhalt vorzulegen, welche neben Breitband auch andere Übertragungstechnologien, wie Fiberoptik und Funkübertragung, umfasst.

Da ist es doch schön zu wissen, dass die Telekom - die zweifellos zu den aktiven Lesern dieses Blogs gehört - inzwischen stark mit Technologie-Mix wirbt: langsames LTE (wo bleiben die 100 Mbit/s?), langsames DSL (wer hat schon 16 Mbit/s?) und Glas überall dort, wo man es gar nicht erwartet.

Es wird also munter im Wahnsinn 2.0 münden, wir berichten!


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  • Breitbandsituation verbessert
  • Linke will nun Technologie-Mix
  • Dienstag, 15. November 2011

    Breitbandförderung als Sandbox

    Der politische Wille ist in Deutschland bedenklich. Seine Wirkung lässt oft böses deuten. Am nähesten kommt man der Wahrheit aber mit dem Attestieren purer Naivität. Dies soll am Beispiel des Burgenbauens erläutert werden.

    Wenn sich Kinder im Sandkasten treffen, um mit Sand Burgen zu bauen, wird sich die Politik schon ausdenken müssen, wie das abläuft, denn es gibt Unmengen von Kinder und es gibt wenig Sand, im übrigen auch nur eine begrenzte Anzahl von Sandkasten. Einige Kinder sind in der Vergangenheit auffällig gewesen, Sand einfach mit nach Hause mitgenommen zu haben. Andere Kinder sind als streitsüchtig bekannt. Vielleicht sollte man auch nur Kinder in den Sandkassen lassen, die überhaupt in der Lage sind, Burgen zu bauen und dies auch wollen. Die Politik wird und will hier sicherlich niemals einem Burgenbauer die Hand führen, sondern nur den Rahmen stecken.

    Es wird also Regeln geben müssen. Und es wird Zugangskontrollen geben, die absichern, dass nur Kinder in den Sandkasten kommen, die sich an die Regeln halten. Es wird Sinn machen zu prüfen, ob man in dem jeweiligen Sandkasten überhaupt Burgen bauen kann. Um die Ökonomie zu befriedigie, wird jedes Kind möglichst seinen eigenen Eimer mitbringen müssen. Die Verwendung von Sand wird auf eine maximale Anzahl von Eimern Sand limitiert. Wer sich daran nicht hält, fliegt raus. Damit dies eingehalten wird, gibt es Kontrollpersonen, die dies beaufsichtigen. Weil man keine Experten für Sandburgenbau finden kann, die nicht schon für Sandburgenbauer arbeiten, nimmt man hierfür ehemalige Obsthändler, die nicht mehr mit Obst handeln, weil das zu kompliziert war.

    Doch es geht noch weiter, denn es besteht Konkretisierungsbedarf. Sonntags muss jedes Kind vor Antritt noch darlegen, wie und welche besonderen Planungsabsichten zum Burgenbauen bestehen. Man möchte ja schliesslich ein geschlossenes Burgenbild, keine kunterbunte Welt. Und Kinder aus der Unterschicht dürfen maximal 3 Burgen innerhalb von 3 Jahren bauen, auch müssen sie die Hälfte des Sandes selbst mitbringen. Wer in einer Woche 4 Burgen bauen möchte, muss nachweisen, dass er schonmal 2 Burgen gebaut hat. Und größere Burgen, die an zwei Tagen Bauzeit entstehen sollten, werden nur geduldet, wenn die allgemeine Auffassung bestätigt, dass dieses Kind so etwas überhaupt könne.

    Man sieht deutlich, dass aus der anfänglichen Absicht eine Teilnehmerselektion entstanden ist. Einige Kinder werden es schwerer haben, anderen wird es leichter gemacht. Es kann auch sein, dass viele Burgenbauer völlig ausgegrenzt werden. Kann so überhaupt noch das Ziel erreicht werden? Inzwischen wurde das Mittel zum Ziel. Politisch gilt es nun nicht mehr als Erfolg, wenn gute Burgen mit wenig Sand gebaut werden, sondern die Tatsache, dass sich wenigstens ein Kind im Sandkasten austoben darf, am besten immer dasselbe, da ist man vor Überraschungen sicher, selbst wenn es am Ende nur einen Erdhaufen statt einer Sandburg baut. Doch wenigstens etwas, sagt sich da der Leser.

    Doch projeziert man den geförderten Breitbandausbau in Deutschland auf den Sandburgenbau, so hat es hier ein Kind geschafft, täglich mit dem Laster an den Sandkasten zu fahren, den ganzen Sand abzuholen, um im Gegenzug nur ein Bürgchen zu hinterlassen. Dass in Einzelfällen auch mal ein anderes Kind in die Nähe des Sandkastens durfte, kann vernachlässigt werden.

    Dem Leser wird nun sicherlich klar, dass das Ziel gehörig verfehlt wurde, der Sand weg ist, es auch keinen Sinn macht, unter denselben Bedingungen mehr noch mehr Sand bereitszutellen und eigentlich nur noch bleibt, dem politischen Willen unlimitierte Naivität zu attestieren.




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    Montag, 25. Juli 2011

    Marktversagen attestiert, um Markt abzuschaffen

    Marktversagen ist ein wirtschaftswissenschaftliches Konzept für Situationen nach neoklassischer Grundlage. Mit dem Satz ist eigentlich alles gesagt. In der Breitbandversorgung attestierten die formals Gemüse verkauft habenden Berater seit 2 Jahren "Unversorgtheit". Millionen Gelder fließen dem magenta Dinosaurier zu, als ob er ohne diese Gelder schon verhungert wäre und deshalb seine Eltern nochmal kräftig füttern. Als "lukrativ" beurteilt daher das oft unliebsame Kind den heimischen Markt in seiner letzten Bilanz.

    Als zentrale Ursachen von Marktversagen gelten Informationsasymmetrien, natürliche Monopole sowie öffentliche Güter. Für all dies steht implizit der Staat. Durch die Bezuschussung der Deutschen Telekom in der Breitbandförderung werden diese Faktoren aber nicht abgeschafft, sondern verstärkt. Man könnte sagen, der Staat schafft soeben den Markt ab.

    14 Millionen EUR zahlte am vergangenen Montag der Landkreis Bautzen (Sachsen) an den rosa Riesen zur Versorgung weißer Flecken. Da hörte man "etwas VDSL sei dabei", DSL sowieso und natürlich viel "neues HSPA". Verwundert schaut sich der Pressemitteilungsexperte um - HSPA war doch schon deutschlandweit ausgerollt, laut Herrn Obermann? Haben da alle etwas überlesen? Es soll sogar LTE gefördert werden? Waren die LTE-Ersteiger nicht ohnehin dazu verpflichtet, die Region zu erschließen?
    Nicht einmal die Telekom scheint zu lesen, was sie selbst verbreitet. Die Informationsasymmetrie steigt enorm an.

    Auch das "natürliche" Monopol wird gefestigt. Denn überall dort, wo das T mit Glas erschließt - sei es auch nur 1cm - gehört ihm der Markt. Die anderen dürfen per Resale einkaufen, wenn es dem T genehm ist. Wir erinnern an die Vodafone-Klage vom letzten Jahr. 50% der Schaltungen des T-Vorleistungsprodukts schlugen fehl. Zufall?

    Auch wenn die Presse sich zur Zeit politisch angeordnet mit Breitbandbeauftragungen überschlägt, das Monopol wurde gestärkt und damit das strukturelle Problem verschlimmert.

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  • Marktversagen
  • 14 Millionen ade
  • Vodafone verklagt Telekom
  • Dienstag, 31. Mai 2011

    Ein Quantensprung

    ... in Sachen Erkenntnis hat sich offenbart. Zwei Monate lang kein neuer Blogeintrag. Was ist der Grund dafür? Der Tag der Wahrheit fand statt.

    Das neue LTE-Netz, das eben weder 4G, noch eine Innovation darstellt, da ein Großteil der Verfahren aus der WiMAX-Entwicklung entliehen sind, liefert nun echte Messergebnisse, im Feld beim Kunden, während er im Internet surft. Aber halt! Soweit sollte es gar nicht erst kommen. Denn LTE, so sagen zahlreiche Nutzer, schafft nicht einmal eine stabile Einwahl ins weltweite Datennetz.

    Diejenigen, die es dann unter besonders günstigen Umständen überhaupt schafften, melden Datenraten von 3 statt 6 MBit/s. Da liegt es nahe zu vermuten, dass hier auch bei Buchung eines höheren Tarifes, wie 50 MBit/s ebenfalls nicht mehr als 3 MBit/s anliegen dürften.

    Wer diesen Blog aufmerksam gelesen hat, wird nun nicht nur den Betrug am Kunden erkennen, sondern auch den am Bürger. Denn die 800 MHz und 2 GHz wurden nur deshalb an die Konzerne "verschenkt", damit es stabile und zukunftsfähige Breitbandzugänge gibt.

    Stabile und sogar symmetrische 3 MBit/s über Funk realisiert der WMAN Ausbau seit 2007 in der Fläche. Dafür benötigt man alles andere als einen Hype.

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  • LTE macht Probleme
  • Nutzer melden LTE-Probleme
  • LTE ist nicht 4G
  • Freitag, 1. April 2011

    Back to the roots. Jeder Anwendung ihre Technologie.

    Das Vorzeigekind in Sachen (Pseudo)-Glasausbau und Bandbreitenausbau rudert konzeptionell zurück. Statt gebetsmühlenartig weiterhin den Bedarf an 50 MBit/s pro Privathaushalt zu verkünden, sattelt der (Ex-)Monopolist um und verlegt einfach die bandbreitenhungrigen TV-Anwendungen dorthin, wo sie seit Jahren erfolgreich betrieben und angeboten werden - auf den Satelliten. Für TV-Verbreitung ist der Satellit einfach ideal. Dennoch ist man hier weitaus sportlicher, denn das TV-Programm der Telekom kostet schliesslich monatlich ~15 EUR. Der ein oder andere könnte vor dem Hintergrund der free oder almost free Angebote von Astra und Eutelsat empört reagieren.

    Was bleibt dann vom Angebot noch übrig? Eigenartigerweise findet man mit 3 MBit/s genügend Bandbreite, um Internet, Festnetztelefonie und noch etwas Video-on-Demand zu bestreiten. 3 MBit/s sind für 80% der Teilnehmer genug, sofern sie denn anliegen. Bei einem so flächendeckenden Angebot könnte die Telekom noch über so manchen ihrer Kupferdrähte stolpern. Wir deuten das mal als Zustimmung der Think-Tanks der Produktabteilungen der Telekom zum jahrelangen Statement dieses Blogs.

    Jetzt bleibt nur noch die Frage, warum die Bundesregierung immer noch an ihren (verordneten) 50 MBit/s festhält? Wir zitieren hier spontan die CDU/CSU-Fraktion in ihrem kürzlich gefassten Beschluss:

    "Zum 1. Januar 2012 wird eine Universaldienstverpflichtung eingeführt, die auf einer Bandbreitenvorgabe von 16 MBit/s beruht [..] Die Breitbandstrategie der Bundesregierung flankierend, wird diese Vorgabe zum 1. Januar 2016 auf 50 MBit/s [..] erhöht. Die Bundesnetzagentur (BNetzA) verpflichtet auf dieser Basis die Anbieter von Breitbandinfrastruktur zur Versorgung von Gebieten, bei denen Ausschreibungen keine geeigneten Angebote erbracht haben. Zusätzliche [..] öffentliche Mittel werden nicht zur Verfügung gestellt."

    Nein, das ist kein Aprilscherz.

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  • 3 Mbits genug ohne TV
  • Montag, 28. März 2011

    LTE bei 800MHz nicht legaler

    LTE oder HSDPA+, gern auch "nicht ganz 4G" oder UMTS 3.x genannt, ist auf den 800 MHz Frequenzen zunehmend illegal. Die Politik freute sich schon, wie sie einerseits das Problemkind "Breitband auf dem Land" superschnell loswerden konnte, allen Erfolgen der ausbauenden Kleinunternehmen zum Trotz und auch etwas zum Schure. Ein Mogel-19,95 EUR-Breitbandanschluss per uralt-Kupferkabel (auch DSL genannt), was die meisten Bürger wollen, war nicht drin. Dafür hätte zuviel Glas verbaut werden müssen. Allein diese Kombination ist an Selbstironie nicht mehr zu überbieten. Jetzt kommt der Paukenschlag der Verwaltungsrichter hinzu. Die 800 MHz einfach so an wildgewordene Großkonzerne zu vergeben, sei nicht ganz rechtens. Ob sich das die Gutsherren-Politik gefallen läßt?

    Erst vor kurzem schrieb die CDU/CSU (genauer: Arbeitsgruppe Wirtschaft und Technologie) in ihrem Positionpapier zum Breitbandausbau zusammen, dass man sich von einer unabhängigen Instanz (hier der Regulierungsbehörde) nichts mehr sagen lassen wolle, sondern diese dem Wirtschaftsministerium unterstehen müsse, und das natürlich den lobbygesteuerten Politikern, im Ergebnis den drei Breitband-Oligarchen. Nur so wäre ein "Universalanschluss" überhaupt machbar. Im übrigen sollen Funkanbieter zu "nationalem" Roaming verpflichtet werden, damit der Politiker, der sich am Wochenende in seine Villa auf dem Land zurückzieht, eben auch regional vernünftig surfen kann, trotz seines Supi-Tarifs bei den Oligarchen (T-Com, Vodafone, Telefonica), der dann eben doch wieder vom Ländle halt macht.

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  • Rechtsunsicherheit bei LTE
  • LTE kein 4G
  • Freitag, 25. März 2011

    Die Annahme, mehr Daten sei gut, ist nicht mehr wahr.

    Google's neues Magazin "Think Quarterly" startet mit Abstand zur Lobby und doch mitten im Business. In der Vodafone-Schaltzentrale erinnert Guy Laurence, wie über Jahre hinweg der Zugang zur Information das große Problem darstellte. Doch inzwischen ist es der Informationsüberfluss: “We were brought up to believe more data was good, and that’s no longer true... My kids weren’t taught that huge volumes of data were great.”

    Der Mann, der 45.000 Gigabytes pro Tag transportieren muss, weiß, wovon er spricht. Statistisch sind dies 4 Gigabit/s im Mittel, die von ca. 340 Mio Mobilfunknutzern und knapp 6 Mio Festnetznutzern weltweit erbracht werden, also im Mittel 12 bit/s pro Nutzer. Würde jeder Nutzer nur eine Stunde am Tag die Dienste nutzen, entspräche dies einer Bandbreite von 288 bit/s.

    Großer Umsatz und geringe Nutzung schließen sich demnach nicht aus.

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  • Laurence im Interview
  • Jahresbericht März 2010
  • Sonntag, 20. März 2011

    Nirgends so gemütlich, wie bei Mutti

    ... sagt sich die Telekom und verkauft ihr US-Engagement VoiceStream alias T-Mobile USA für 39 Mrd USD, die dann doch hoffentlich in einem flächendeckenden Glas- und LTE-Ausbau in Deutschland enden? Zumindest hier in Deutschland und Europa scheint die Lobby noch (zu) viele Politiker und Bürgermeister überzeugen zu können.

    Das Musterland der Marktwirtschaft war wohl zu hart für das monopolverwöhnte Kind?

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  • Telekom verkauft US Geschäft
  • Dienstag, 8. März 2011

    Mit Funk wär das nicht passiert...

    Derzeit trommelt die TK-Branche wieder kräftig nach Glasausbau. Zweifellos kann man mit diesem Siliziumdioxid sehr viel anstellen, wenn es denn an beiden Enden zugänglich ist. In der Regel bewerben die "Großen" einen Glasfaserausbau. Tatsächlich knüpft z.B. die Telekom nur ihre Schaltverteiler zusammen und Breitbandkabelanbieter ihre Wohnparks. In Anteilen gerechnet, könnte jede POF-Strecke in der Wohnung des Teilnehmers die "Glasfaser"-Quote der Gesamtstrecke vervielfachen.

    Es mehren sich die Projekte, in denen die Glasfaserstrecken nicht einmal 1/10 der neu geschaffenen Infrastruktur erreichen. Man nennt das dann FttC (Fibre to the Curb), FttB (Fibre to the Building) oder FttABtC (Fibre to Anything but the Customer). Die wenigen "Lichtblicke", bei denen tatsächlich der Teilnehmer Glas beim Leuchten zusehen kann, sind auf abzählbare Haushalte begrenzt. In den Berichten des Branchenverbandes Breko liest sich das dann so: "Mittlerweile nutzen bereits vier von 60 Kunden diesen schnellen Internetzugang. Die anderen 54 Bauplätze sind noch nicht bebaut."

    Die Branche bremst sich hier selbst aus, denn die Diskussion, Glasfaser auszubauen, hat gerade in der jetzt stattgefundenen/stattfindenden Breitbandförderung in den Köpfen der Breitbandberater und Kommunen oft dazu geführt, der Telekom den Vorrang einzuräumen. Wurde ein Schaltverteiler allerdings erst einmal mit Glasfaser angebunden, bleibt die Infrastruktur wieder auf dem letzten Meter des Monopolisten im Kupferzeitalter. Zudem lohnt der weitere Markteintritt für entsprechendes Investment in Glasfaser um so weniger. Der ganze Aufschrei nach Glas hat der Branche enorme Stolpersteine bereitet.

    Daher wendet man sich nun den Stadtwerken zu und erwartet von dort Investitionen. Mit kleinen Piloten wagen sich diese nun ins unbekannte Terrain und erleben dass die Akzeptanz eine andere, als bei Wasser und Strom ist. Das könnte man auch Kurztrip in die freie Marktwirtschaft nennen. Voll von Erlebnissen und Erkenntnissen kehren diese dann nach Hause zurück.

    Kabeltrassen - so meint man ja oft - sind ein sicheres Investment und können daher viele Jahre in der Zukunft noch Rendite einspielen. Zudem sollen sie ausfallsicherer sein. Tatsächlich ist die Nutzungsdauer von Leitungsinfrastruktur und deren (Sonder-)Abschreibungen technologiegetrieben. Dabei geht es nicht nur um Kabel in der Erde und deren Verlegungs- und Erhaltungsaufwand (Beschädigungen, Sabotage etc.), sondern um die Anschlusstechnik selbst, ob es sich nur um Leitungsverstärker oder Übergabepunkte handelt, die dann in mehr oder weniger umfangreichen Containern oder kleinen Bauwerken installiert werden. Stromversorgungen, USV, Klimatisierungen etc. ergänzen das Invesitionsportfolio. 20 Jahre in die Zukunft zu blicken, erscheint sehr vermessen. Möglicherweise wird die Leitungstrasse dann von einer Straße, Eisenbahn oder anderen Baumaßnahmen berührt, die kostenträchtige Änderungen nach sich ziehen. In vielen Städten fordern schon heute Rückbauprogramme in Wohnanlagen zur Neuverlegung von Teiltrassen. Mehr als 10 Jahre kommen für den Investor wohl kaum in Betracht, für Aktivkomponenten deutlich weniger.

    Dabei muss man nicht nur in die Zukunft prognostizieren, sondern kann gern die Geschichte bemühen. ARCOR wurde z.B. 1997 zum Inhaber der DB-Leitungsinfrastruktur, die hauptsächlich neben den Bahnkörpern verlegt war. Die Umwidmung von Grundstücken und deren Verkauf konnte die Aufwände zur Neutrassierung nicht decken, insbesondere außerhalb der Ballungsgebiete. Kabelbau ist keine sichere Investition in die Zukunft. Die Abschlusstechnik besitzt klassische Reinvestitionszyklen.

    Auch Vermutungen in Redundanz oder Sicherheit der Anlagen (weil im Erdreich verborgen) sind nur teilwahr. Zwei DSL-Anschlüsse an einem Ort sind alle andere als ein redundantes Anschlusskonzept. Letztlich ist es vergleichbar mit einem Stromausfall, bei dem es auch keine Rolle spielt, ob der Vertrag mit dem regionalen Versorger oder einem "Billigstromanbieter" getroffen wurde.

    Daher ist der Aufschrei, Glasfaser zu nutzen, also zu verlegen und aufgrund der mäßigen Armotisierungserwartung wenigstens 30 Jahre zu betreiben, ein hochriskantes Unternehmen und lohnt nur dort, wo entsprechende Refinanzierung zu erwarten ist. Dass die Menschen in Deutschland wenig Interesse haben, mehr als 30 EUR im Monat auszugeben, macht die Sache noch viel spannender.

    Natürlich misst die Politik gern Wertverlust gegen Aktivität und Arbeit auf. Sachsen-Anhalt z.B. baute Flughäfen und Stadien, die gar nicht benötigt wurden und kämpfte ab Bauabnahme mit deren Erhalt - ein andere Art der Arbeitsbeschaffung.

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  • Studie Glaspiloten
  • Stromausfall im Bundestag
  • Mittwoch, 9. Februar 2011

    neuer Trick, alter Zauber

    Glas, Glas, es lebe das Glas! Haben Sie noch kein Glas in der Wohnung? Sie werden sich noch wundern, was man mit diesem neuen Ding so alles machen kann. Fernseher anschließen, Computer dranstecken, Telefon aufklemmen. Eigentlich geht inzwischen fast alles mit Glas, wenn man es nur hat. Auch verschwinden scheinbar alle Probleme ins Nichts. So zumindest wird sich der Besucher des Glasfasertags in Köln die neue Welt vorstellen.

    Wir haben nachgefragt:

    F: "Gibt es inzwischen Sanktionen bei Problemen am Schaltverteiler der Telekom?"
    A: "Es gibt doch bald Glas!"

    F: "Wann liegt überhaupt mal Bandbreite im Ort an?"
    A: "Glas kommt bald!"

    F: "Welche breitbandhungrigen Anwendungen gibt es?"
    A: "Das Glas bringt sie mit."

    F: "Wie war das nochmal mit LTE?"
    A: "Wir brauchen Glas dafür."

    F: "Keiner ist bereit, für neue Infrastruktur zu zahlen!"
    A: "Mit Glas bleibt dann keine Wahl mehr."

    ... wenige Straßen weiter tagte die Sozietät malayischer Kulturbewahrung ...

    Im Januar 2009 fand man bei Ausgrabungen in Kuala Lumpur die Überreste einer verschollenen Zivilisation. Neben einem Relief, das an den Vorgang einer Glasschmelze erinnerte, grub man unterirdische Röhrensysteme aus, die vorwiegend aus Siliziumdioxid (Quarzsand) bestanden. Die größte Entdeckung war allerdings ein gläserner Monolith. Um ihn herum fand man Skelette, die darauf hindeuteten, dass die Menschen trotz Heimsuchung einer Katastrophe nicht von ihrer Götze abkamen und das Glas anbetend starben.

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    Brumby bricht ins neue Zeitalter auf!

    Staßfurter surfen jetzt richtig schnell.

    In Brumby hat das Warten nun ein Ende. Richtig schnell können die Bürger hier nun surfen. Die Stadt Staßfurt und die für den Ausbau verantwortliche NU GmbH laden am 18.02. um 19 Uhr in die Gaststätte "Zum Mühlenberg" zur Eröffnungsveranstaltung ein. Jens Baumann, der für die Abstimmung mit der Gemeinde zuständig ist und Jan Wehrmann, Ausbauplaner, stellen die neue Zugangstechnologie vor.

    Der Anschluss an das neue flächendeckende Breitbandnetz erlaubt Teilnehmern, über eine kleine Außenantenne mit Geschwindigkeiten von bis zu 8000 KBit/s im Down- und Upstream im Internet zu surfen. "Das ist eine sehr gute Sache", findet Christian Schüler von der Wirtschaftsförderung der Stadt Staßfurt, "zumal die Gemeinde hier nichts zuzahlen muss."

    Das WMAN-Netz versorgt bereits über 1000 Ortsteile in Mitteldeutschland. Das Geheimnis des Erfolgs liegt dabei in der Kooperation von Kommune, regionaler Initiative und privatwirtschaftlichen Interessen. Die benötigten 60.000 EUR wurden allein durch die NU GmbH gestemmt, den ersten Ortsumsetzer ermöglichte das Engagement von Ingolf Münch und die Stadt stellt weitere Mitnutzung von Standorten in Aussicht.

    Die zum Einsatz kommende WMAN Technologie setzt auf ortsfeste Funkzugänge innerhalb einer Mikrozelle. Im Umkreis von bis zu zwei Kilometern können leistungsstarke Breitbandzugänge geschaltet werden. Das Hochleistungsbackbone aus Glas und Funk versorgt dabei jede Gemeinde mit einem Internetsignal. WMAN ist eines der sogenannten Next-Generation-Networks (Netzwerke der nächsten Generation), die bis 2014 weltweit das bisherige Telefonnetz ablösen sollen. Telefoniert wird dann nämlich nur noch über das Internet, der Kunde spart sich die Grundgebühren. Für die Teilnehmer des WMAN entsteht aber kein Druck zum Umstieg, sie können weiterhin parallel den alten Telefonanschluss nutzen und den Zeitpunkt des Umstiegs selbst wählen.

    Montag, 7. Februar 2011

    Keine Mäuse mehr - zurück zur Ehrlichkeit?

    Die Fördertöpfe sind für den DSL-Ausbau der Deutschen Telekom nun vielerorts geleert. In Sachsen Anhalt sinierte erst vor kurzem der Breitbandkoordinater der Staatskanzlei, Theo Struhkamp, ca. 95% der Ausschreibungen wären erwartungsgemäß an den Monopolisten gegangen. Das TV-Volk wollte 1&1-Anschlüsse für 19,95, die Telekom als Bautrupp, natürlich mit Glas, das klang modern. Heute wird abgerechnet. Der Bautrupp kann nun hinter Glassegmenten unreguliert seine Anschlüsse vertreiben.

    Der Politik bleibt nun nach diesem Kommunikationsfiasko und Ende der Megafinanzspritze, wieder auf das privaten Unternehmertum zu verweisen. Die neuen kleineren weißen Flecken in den ehemals größeren weißen Flecken - die neue Dimension der Unwirtschaftlichkeit, soll die Privatwirtschaft färben.

    So kommentiert der Bundeswirtschaftsminister am vergangenen Freitag in Köln: "Keine staatliche Intervention kann eine Investitions- und Innovationsdynamik hervorbringen, die insgesamt mit den Ergebnissen privatwirtschaftlicher Initiative mithalten kann. Deshalb legen wir eine klare Priorität auf einen marktgetriebenen Breitbandausbau.“ Brüderle verweist zudem auf die wichtige Rolle der kleinen und mittelständischen Unternehmen, die mit unterschiedlichen Technologien in der Lage seien, sehr schnell Breitbandlücken zu schließen. Spott?

    Im WMAN-Ausbaubüro Leipzig horten sich inzwischen die Ortsteile der Gemeinden, die zwar enorme Beihilfen in Anspruch nahmen, den Ausbaupartner Deutsche Telekom AG wählten und - ob nun der Nachverhandlung oder der hektischen Ausschreibung wegen - weiße Splitterzonen hinterließen, um wenigstens zwei zu benennen: Lindau und Weidaer Land in Sachsen-Anhalt.

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  • VATM Jahrbuch
  • Dienstag, 1. Februar 2011

    Rettung naht!

    Während man in Deutschland gerade erkannt hat, dass Nutzer nicht bereit sind, für mehr Leistung auch mehr zu zahlen - und die Anbieter fast schon verzweifelt nach Mitteln suchen, mehr Kapital aus einem Anschluß zu schlagen, kommt die Lösung aus Kanada. Dort kann der Nutzer in Zukunft nur noch für wesentlich weniger Leistung beim gleichen Preis bleiben. Alles andere wird teurer.

    Vergleichbar mit der Deutschen Telekom in Deutschland, besitzt dort Bell die letzte Meile zum Kunden. Die kanadische Regulierungsbehörde genehmigte nun eine volumenbasierte Abrechnung als neues Mietmodell. Ein Gigabyte Traffik kostet nun 1,50 EUR, das ändert einiges.

    Wer sich also in Kanada regelmäßig Filme oder Spiele aus dem Netz runterlädt, könnte nun tatsächlich mal auf die Idee kommen, lieber im nächsten Shop eine DVD zu kaufen. Betriebssysteme mit regelmäßigen Netzupdates könnten sich noch als Kostenfalle entpuppen. Und Fernsehen über's Internet mit fetten Antik-MPEG2-Bandbreiten ist dann in jedem Fall Geschichte! So schnell kann es kommen.

    Kanada war in dieser Hinsicht schon immer führend. Vor fünf Jahren war deren Breitbandnutzung bereits bei 63% angelangt, in Deutschland kamen wir auf 25%. Man titelte: "Südkorea und Kanada geben das Tempo vor".

    Laden Sie schonmal runter, was Sie können, vielleicht wird's morgen unbezahlbar!


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  • Kanada startet Ende von Flatrates
  • Kanada 2005 schon weiter
  • kanadisches Tempo
  • Samstag, 29. Januar 2011

    Wenig wollen für mehr zahlen.

    "Die Zahlungsbereitschaft der Verbraucher für höhere Bandbreiten ist begrenzt", kommentiert die Bundesnetzagentur in Ihrer aktuellen Pressemeldung. Spannend ist diese Einsicht der Behörden schon. Hatte doch die Bundesregierung erst die letzten zwei Jahre Millionen für den Breitbandausbau angesetzt? Und findet nicht in jeder prestigeorientierten Staatskanzlei quartalsweise ein Glasfasertag statt?

    Überraschend und bedeutsamer für den Leser dieses Blogs ist dagegen der Grund für diese Einsicht. Man meint, der Markt reguliere sich deshalb schon völlig allein, weil sich eben für höherpreisige Produkte keine Käufer finden lassen. Und so sieht man sich nicht in der Pflicht, den Glasfaserausbau (vorab) zu regulieren. Man hält sich offen einzugreifen, nachzuregulieren, nach Bedarf und natürlich erst dann, wenn die Investitionen bereits geflossen sind.

    Das ist dann vergleichbar mit einem Autohersteller, sagen wir VW, der freiwillig für die Konkurrenz neue Technologien, Teile oder Motoren preiswerter liefern würde, weil ja die Kunden draussen am Markt nicht bereits sind, für mehr Technologie auch mehr zu zahlen und man der Konkurrenz auch Marge und Dasein garantieren wolle.

    Die Telekom sitzt damit nach Einstreichen des Großteils der Breitbandsubventionen nun umso fester im Sattel. Dort, wo sie neue oder bestehende Netze mit wenigstens einem Meter Glasfaserkabel vom restlichen Telefonnetz abgetrennt hat, kann sie vertriebstechnisch tun und lassen was sie will. Und alle anderen Anbieter, die bisher auf T-Vorleistung setzten, werden sich über die Großzügigkeit des Monopolisten noch wundern.

    Damit hat der staatlich geförderte Breitbandausbau das Gegenteil erreicht. Denn ob die nun geschaffenen Angebote tatsächlich genutzt werden, hat doch just die BNetzA bezweifelt - denn niemand ist bereit, mehr Geld für mehr Bandbreite zu bezahlen - vor allem, wie die Leser dieses Blogs bereits wissen - weil man gar nicht mehr Bandbreite braucht!


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  • BnetzA Pressemeldung
  • Donnerstag, 27. Januar 2011

    Zensur im Netz - ein Testfall

    Nach der Revolution in Tunesien brodelt es auch in Ägypten. Dort macht man sich nun nicht den Aufwand einer deutschen Tippel-Tappel-Tour zur Internetzensur, auch beginnt man gar nicht erst die Kinderporno-Argumentation. Dort ist man wenigstens im Punkt der Nutzung des Netzes durch Ägypter klar und unmissverständlich am Start.

    ASR kommentiert: "Twitter, Facebook, Gmail, Google Chat werden von Vodafone blockiert. [..] So leicht knickt Vodafone ein."

    Kurze Wege erleichtern eben das Geschäft mit der Politik, bei der Breitbandförderung, bei der Telefonnetzregulierung und natürlich im Ernstfall - der Zensur oder Komplettabschaltung. Sie denken, das alles sei ganz weit weg?

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  • Selbstzensur auch ohne Gesetz
  • Kommunikationssperren in Ägypten
  • Freitag, 21. Januar 2011

    Long Term Sendepause bis April

    Still ist es geworden um das LTE. Obwohl die ersten LTE-Netze ja schon laufen (sollen) und die Telekom nach eigenen Angaben eigentlich schon 1500 Orte umgerüstet haben soll (wir berichteten), hört man nur dort etwas vom neuen Surfgefühl, wo WMAN ausgebaut wird. Man wundert sich.

    ...dass das nicht am Ende wie in der Politik und Verwaltung endet. Bei der Arbeitsagentur verkündete Frank-Jürgen Weise noch bis letzter Woche, die Vollbeschäftigung sei in Sicht. Nun "bereitet Frank-Jürgen Weise die Bürger auf sinkende Einkommen vor. Eine Tatsache, die für die Einführung von Mindestlöhnen spricht."

    Vermutlich ist das auch der nächste Ansatz. Die Bundesregierung könnte 2011 ihre Anstrengungen im Breitbandausbau nochmals erhöhen und folgende Punkte in eine Gesetzesvorlage übernehmen:

    1) Jeder Anbieter ist dazu verpflichtet, wenigstens "bis zu 16.000" zu liefern. Damit das auch funktioniert, legitimiert die Bundesregierung, selbst ISDN-Anschlüsse mit 64Kbps als "bis zu 16.000" bezeichnen zu dürfen. Der Markt an potentiellen Breitbandkunden wäre damit endlich erschlossen und die Ziele erfüllt.

    2) Die vielen zugereisten und quereingestiegenen Breitbandberater im Land müssen vor Ort an der Konkurrenzsituation arbeiten, im Rahmen einer Bewertungsrunde:
    * Wurde die Dt.Telekom AG als Vorleistungsanbieter gewählt?
    * Wurde deren Bitstreamprodukt als Vorleistungsangebot gewählt?
    Wenn keine der Fragen mit "JA" beantwortet werden konnte, kann von keinem verlässlichen Angebot ausgegangen werden. Dann sollte die Dt.Telekom zusätzliche Mittel bekommen, ihre Vorleistungsprodukte exklusiver - oder überhaupt universell exklusiv vermarkten zu können.

    3) Damit das funktioniert, werden signifikante Teilstrecken gegen neuartige, zum Beispiel mit Graphen oder Glas ausgetauscht. Diese Strecken sind dann exklusiv telekomeigen und trennen die erschlossenen Gebiete vom unliebsamen Mitbewerbern ab. Die erneuerten Orte sind dann T-exklusiv. Bezahlt wird dies natürlich mit Gemeindemitteln unter Gemeindehaftung, damit der Bund aus den bedeutsamen Risiken heraus ist.

    Deutschland gilt Ende 2010 als grundversorgt und ab 2011 überversorgt. Wenn Sie mit Ihrem Zugang dann doch nicht surfen können, gehen Sie doch zum nächsten Baggersee! ... oder bewerben Sie sich beim WMAN-Ausbau.


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  • Wallstreet kommentiert
  • Finanzratgeber kommentiert
  • Samstag, 1. Januar 2011

    Cloud-ig mit Aussicht auf Datenbällchen

    Prognosen von Experten sind wie Wettervorhersagen.Zu dieser Aussage kommen immer mehr Studien. Dagegen werden Experten gut bezahlt. Der Jahresetat des Sachverständigenrates der Bundesregierung beläuft sich z.B. auf 2,2 Millionen Euro. Soll dies alles umsonst sein?

    Die wichtigsten Themen, die uns alle final berühren, wie Klimawandel, Energieengpässe, Wirtschaftskrise, Pandemien, Breitbandversorgung - welche Zukunft man auch nimmt, ist die Aussage der Experten damit zu bezweifeln?

    Der Bandbreitenbedarf

    Eine zunächst einleuchtende These ist, daß mit rapide steigender Bandbreite der Kostenverfall und die Anwendungsvielfalt zunehme. Wenn man aber bedenkt, daß die Telekom derzeit noch Kupferkabel aus den 60er Jahren für ihre DSL-Versorgung nutzt und dafür 30% bis 50% vom Anschlußpreis kassiert - auch von der Konkurrenz - , so kann man nicht zangsläufig von Kostenverfall sprechen. Auch das Iphone beweist, daß Innovation gerade eben nicht davon abhängt, wieviel Bandbreite für den Nutzer bereitsteht, sondern welche technischen Möglichkeiten der Nutzer am Zugangsgerät vorfindet. Erst durch Videodecoder in Hardware, kapazitative Touchscreens, leistungsfähige und kleine Prozessoren, große Speichersticks, integrierte Kameras wurde ein neues Anwendungsumfeld geschaffen. Die Art der Nutzung hat sich geändert. Man synchronisert und aktualisiert häufiger. Man lädt mehr hoch, statt nur down, man nimmt am Informationsangebot aktiv teil, statt nur zu betrachten und zu konsumieren. Aber steigt der Bedarf an Bandbreite pro Nutzer deswegen an? Noch nicht.

    Es scheint, als ob die aufgeführten Gründe nur als Vehikel für die Plausbilisierung der Prognose dienen, nicht aber Untersuchungsgegenstand waren. Der Laie wundert sich.


    Die Methodik

    Nun ist nicht jeder Experte gleich dem Lobbyismus verfallen. Aber wie kommt er zu Prognosen? Mit welchen Zauberformeln rechnet er?

    Prognosen beruhen auf der Annahme, daß sich ein Muster der Vergangenheit mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit in der Zukunft wiederholt. Die einfachste Wiederholung ist dabei die Fortsetzung des aktuellen, linearisierten Trends. Und die einfachste Wahrscheinlichkeit ist die, daß es in jedem Fall passiert, im übrigen die deutscheste aller Tugenden, zwingend Recht haben zu wollen. Man kann dies auch an branchenfremden Beispielen belegen.

    Die "Weiter so" 's

    Die Jahrestemperatur des Erdklimas verläuft wellenartig. Über einige Jahre existiert ein Wärmehoch, dann mal wieder ein Kältetief, dann wieder ein Wärmehoch. Die Experten nehmen nun einen Aufwärtstrend der letzten Jahre und sprechen von einem kochenden Ofen in 100 Jahren. Applaus!

    Nehmen wir die Ökonomen. Kurse von Aktien oder Indizes verlaufen ebenfalls wellenförmig - mal auf, mal ab. Die Experten haben sich von 2003 bis 2007 den Verlauf der Wirtschaftsindizes angeschaut und diesen bis 2010 extrapoliert, dann wäre der DAX vielleicht bei 19.000 Punkten gelandet. Dagegen ging es bergab. Überraschung?

    Zurück beim Breitband angekommen, findet man auch hier dasselbe Know-How. Anhand des landesweiten Breitbandverkehrsvolumen der letzten 4 Jahre wird kräftig extrapoliert. Das schließt allerdings ein, daß sich einerseits immer mehr Menschen für das Internet interessieren und die anliegende Bandbreite natürlich intensiver genutzt wird. Auch nimmt man an, daß nun endlich alle Familienmitglieder gleichzeitig im Internet surfen können und mehrere Fernsehkanäle gleichzeitig übertragen werden sollen.

    Die Trendwende

    Doch das Verkehrsvolumen beschreibt etwas anderes. Hört z.B. ein Nutzer Internetradio mit 64kbit/s in AAC-Qualität verbraucht er pro Stunde 1/2 Megabyte, bei 8h pro Tag sind das im Monat schon 115 Megabyte! Er hat mehr Daten transferiert, benötigt aber für den Dienst Internetradio gar nicht mehr Bandbreite.

    Auch die Begründung mit dem sogenannten IPTV's strauchelt. Oft handelt es sich gar nicht um einen offenen Fernsehzugang über IP, sondern um ein proprietäres Spezialangebot des Anbieters, das mit einer reinen Betrachtung der Internetnutzung nichts gemein hat. Es kommt als Multicaststream über's Telekomnetz oder als glasfasermoduliertes Frequenzband. Klassisches offenes IPTV dagegen benötigt für HD keine 3 MBit/s.

    Zudem gab es für die Verfechter des Wachstums durch Videobandbreiten im Mai 2010 einen schwarzen Dienstag. Am 4.5. startete die Standardisierungsrunde für den HEVC, den Nachfolger des H.264, der nur noch 50% der Bandbreite des Vorgängers benötigt.

    In der Ökonomie gilt diese Situation als Verkaufssignal. Der Wachstumstrend liegt am Markt in den letzten Zügen und die ersten Hedger rüsten sich für das Abstoßen der Papiere bzw. für eine Wette gegen den Trend.

    Es ist ja nicht schlimm, wenn ein selbstbewußter Professor auf zwei oder mehr DIN-A4-Seiten seine Gedanken notiert. Doch es ist problematisch, wenn diese teuren Expertisen dann erst richtig Geld kosten, wenn die erdachten Probleme noch teurer "behoben" werden, womöglich mit fremden Geld, womöglich mit Steuergeld.

    So erwartet uns für die Breitbandversorgung eine viel spannendere Frage: Was machen wir in Zukunft mit soviel Kapazität? Wenn uns nichts vernünftiges dafür einfällt, werden wir vermutlich auch 2011 wieder einen Experten fragen müssen.

    In diesem Sinn wünschen wir allen Lesern ein erkenntnisreiches 2011!


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  • Entlaßt die Experten!
  • Warum Ökonomen so oft daneben liegen
  • H.265 mit PIPE

    PS:
    PIPE kann im Gegensatz zu H.264 sehr gut parallelisiert werden und arbeitet verlustfrei! Wäre es nicht absurd, wenn man den Kunden in zwei Jahren für Pixelbomben 6 MBit/s einfordert, zur selben Zeit aber verlustfreies HD-Bild mit einem MBit/s möglich wäre?
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