Montag, 28. März 2011

LTE bei 800MHz nicht legaler

LTE oder HSDPA+, gern auch "nicht ganz 4G" oder UMTS 3.x genannt, ist auf den 800 MHz Frequenzen zunehmend illegal. Die Politik freute sich schon, wie sie einerseits das Problemkind "Breitband auf dem Land" superschnell loswerden konnte, allen Erfolgen der ausbauenden Kleinunternehmen zum Trotz und auch etwas zum Schure. Ein Mogel-19,95 EUR-Breitbandanschluss per uralt-Kupferkabel (auch DSL genannt), was die meisten Bürger wollen, war nicht drin. Dafür hätte zuviel Glas verbaut werden müssen. Allein diese Kombination ist an Selbstironie nicht mehr zu überbieten. Jetzt kommt der Paukenschlag der Verwaltungsrichter hinzu. Die 800 MHz einfach so an wildgewordene Großkonzerne zu vergeben, sei nicht ganz rechtens. Ob sich das die Gutsherren-Politik gefallen läßt?

Erst vor kurzem schrieb die CDU/CSU (genauer: Arbeitsgruppe Wirtschaft und Technologie) in ihrem Positionpapier zum Breitbandausbau zusammen, dass man sich von einer unabhängigen Instanz (hier der Regulierungsbehörde) nichts mehr sagen lassen wolle, sondern diese dem Wirtschaftsministerium unterstehen müsse, und das natürlich den lobbygesteuerten Politikern, im Ergebnis den drei Breitband-Oligarchen. Nur so wäre ein "Universalanschluss" überhaupt machbar. Im übrigen sollen Funkanbieter zu "nationalem" Roaming verpflichtet werden, damit der Politiker, der sich am Wochenende in seine Villa auf dem Land zurückzieht, eben auch regional vernünftig surfen kann, trotz seines Supi-Tarifs bei den Oligarchen (T-Com, Vodafone, Telefonica), der dann eben doch wieder vom Ländle halt macht.

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  • Rechtsunsicherheit bei LTE
  • LTE kein 4G
  • Freitag, 25. März 2011

    Die Annahme, mehr Daten sei gut, ist nicht mehr wahr.

    Google's neues Magazin "Think Quarterly" startet mit Abstand zur Lobby und doch mitten im Business. In der Vodafone-Schaltzentrale erinnert Guy Laurence, wie über Jahre hinweg der Zugang zur Information das große Problem darstellte. Doch inzwischen ist es der Informationsüberfluss: “We were brought up to believe more data was good, and that’s no longer true... My kids weren’t taught that huge volumes of data were great.”

    Der Mann, der 45.000 Gigabytes pro Tag transportieren muss, weiß, wovon er spricht. Statistisch sind dies 4 Gigabit/s im Mittel, die von ca. 340 Mio Mobilfunknutzern und knapp 6 Mio Festnetznutzern weltweit erbracht werden, also im Mittel 12 bit/s pro Nutzer. Würde jeder Nutzer nur eine Stunde am Tag die Dienste nutzen, entspräche dies einer Bandbreite von 288 bit/s.

    Großer Umsatz und geringe Nutzung schließen sich demnach nicht aus.

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  • Laurence im Interview
  • Jahresbericht März 2010
  • Sonntag, 20. März 2011

    Nirgends so gemütlich, wie bei Mutti

    ... sagt sich die Telekom und verkauft ihr US-Engagement VoiceStream alias T-Mobile USA für 39 Mrd USD, die dann doch hoffentlich in einem flächendeckenden Glas- und LTE-Ausbau in Deutschland enden? Zumindest hier in Deutschland und Europa scheint die Lobby noch (zu) viele Politiker und Bürgermeister überzeugen zu können.

    Das Musterland der Marktwirtschaft war wohl zu hart für das monopolverwöhnte Kind?

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  • Telekom verkauft US Geschäft
  • Dienstag, 8. März 2011

    Mit Funk wär das nicht passiert...

    Derzeit trommelt die TK-Branche wieder kräftig nach Glasausbau. Zweifellos kann man mit diesem Siliziumdioxid sehr viel anstellen, wenn es denn an beiden Enden zugänglich ist. In der Regel bewerben die "Großen" einen Glasfaserausbau. Tatsächlich knüpft z.B. die Telekom nur ihre Schaltverteiler zusammen und Breitbandkabelanbieter ihre Wohnparks. In Anteilen gerechnet, könnte jede POF-Strecke in der Wohnung des Teilnehmers die "Glasfaser"-Quote der Gesamtstrecke vervielfachen.

    Es mehren sich die Projekte, in denen die Glasfaserstrecken nicht einmal 1/10 der neu geschaffenen Infrastruktur erreichen. Man nennt das dann FttC (Fibre to the Curb), FttB (Fibre to the Building) oder FttABtC (Fibre to Anything but the Customer). Die wenigen "Lichtblicke", bei denen tatsächlich der Teilnehmer Glas beim Leuchten zusehen kann, sind auf abzählbare Haushalte begrenzt. In den Berichten des Branchenverbandes Breko liest sich das dann so: "Mittlerweile nutzen bereits vier von 60 Kunden diesen schnellen Internetzugang. Die anderen 54 Bauplätze sind noch nicht bebaut."

    Die Branche bremst sich hier selbst aus, denn die Diskussion, Glasfaser auszubauen, hat gerade in der jetzt stattgefundenen/stattfindenden Breitbandförderung in den Köpfen der Breitbandberater und Kommunen oft dazu geführt, der Telekom den Vorrang einzuräumen. Wurde ein Schaltverteiler allerdings erst einmal mit Glasfaser angebunden, bleibt die Infrastruktur wieder auf dem letzten Meter des Monopolisten im Kupferzeitalter. Zudem lohnt der weitere Markteintritt für entsprechendes Investment in Glasfaser um so weniger. Der ganze Aufschrei nach Glas hat der Branche enorme Stolpersteine bereitet.

    Daher wendet man sich nun den Stadtwerken zu und erwartet von dort Investitionen. Mit kleinen Piloten wagen sich diese nun ins unbekannte Terrain und erleben dass die Akzeptanz eine andere, als bei Wasser und Strom ist. Das könnte man auch Kurztrip in die freie Marktwirtschaft nennen. Voll von Erlebnissen und Erkenntnissen kehren diese dann nach Hause zurück.

    Kabeltrassen - so meint man ja oft - sind ein sicheres Investment und können daher viele Jahre in der Zukunft noch Rendite einspielen. Zudem sollen sie ausfallsicherer sein. Tatsächlich ist die Nutzungsdauer von Leitungsinfrastruktur und deren (Sonder-)Abschreibungen technologiegetrieben. Dabei geht es nicht nur um Kabel in der Erde und deren Verlegungs- und Erhaltungsaufwand (Beschädigungen, Sabotage etc.), sondern um die Anschlusstechnik selbst, ob es sich nur um Leitungsverstärker oder Übergabepunkte handelt, die dann in mehr oder weniger umfangreichen Containern oder kleinen Bauwerken installiert werden. Stromversorgungen, USV, Klimatisierungen etc. ergänzen das Invesitionsportfolio. 20 Jahre in die Zukunft zu blicken, erscheint sehr vermessen. Möglicherweise wird die Leitungstrasse dann von einer Straße, Eisenbahn oder anderen Baumaßnahmen berührt, die kostenträchtige Änderungen nach sich ziehen. In vielen Städten fordern schon heute Rückbauprogramme in Wohnanlagen zur Neuverlegung von Teiltrassen. Mehr als 10 Jahre kommen für den Investor wohl kaum in Betracht, für Aktivkomponenten deutlich weniger.

    Dabei muss man nicht nur in die Zukunft prognostizieren, sondern kann gern die Geschichte bemühen. ARCOR wurde z.B. 1997 zum Inhaber der DB-Leitungsinfrastruktur, die hauptsächlich neben den Bahnkörpern verlegt war. Die Umwidmung von Grundstücken und deren Verkauf konnte die Aufwände zur Neutrassierung nicht decken, insbesondere außerhalb der Ballungsgebiete. Kabelbau ist keine sichere Investition in die Zukunft. Die Abschlusstechnik besitzt klassische Reinvestitionszyklen.

    Auch Vermutungen in Redundanz oder Sicherheit der Anlagen (weil im Erdreich verborgen) sind nur teilwahr. Zwei DSL-Anschlüsse an einem Ort sind alle andere als ein redundantes Anschlusskonzept. Letztlich ist es vergleichbar mit einem Stromausfall, bei dem es auch keine Rolle spielt, ob der Vertrag mit dem regionalen Versorger oder einem "Billigstromanbieter" getroffen wurde.

    Daher ist der Aufschrei, Glasfaser zu nutzen, also zu verlegen und aufgrund der mäßigen Armotisierungserwartung wenigstens 30 Jahre zu betreiben, ein hochriskantes Unternehmen und lohnt nur dort, wo entsprechende Refinanzierung zu erwarten ist. Dass die Menschen in Deutschland wenig Interesse haben, mehr als 30 EUR im Monat auszugeben, macht die Sache noch viel spannender.

    Natürlich misst die Politik gern Wertverlust gegen Aktivität und Arbeit auf. Sachsen-Anhalt z.B. baute Flughäfen und Stadien, die gar nicht benötigt wurden und kämpfte ab Bauabnahme mit deren Erhalt - ein andere Art der Arbeitsbeschaffung.

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  • Studie Glaspiloten
  • Stromausfall im Bundestag
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