Mittwoch, 28. November 2012

Alles mein.

Die Filmindustrie wettert gegen das Internet, seitdem dieses Medium fit genug ist, Filme in hinreichend guter Qualität zu übertragen. In früheren Beiträgen hatten wir schon den Gegenläufigen Trend von wachsenden Bandbreiten der Zugänge vs. sinkenden Bandbreitenbedarf der Videokompression berichtet. Vermutlich wird man mit der Einführung des H.265 Codecs mit einem 2MBit/s-Anschluss flüssig und sehr scharf 1080p-Filme (derzeitiges "Full HD" oder "2K") sehen können. Es ist also technisch längst kein Problem mehr, Filme vom einen, zum anderen Ende der Welt zu kopieren.

Fragen

Während gewerblicher Vertrieb von unerlaubt kopierten Inhalten in jedem Fall bedenklich ist und ohnehin als Geschäftsmodell seine eignen Schwierigkeiten bergen wird:
 
  • wer gibt schließlich Geld für etwas aus, um es dann noch nicht einmal rechtmäßig zu besitzen?
  • wie billig müsste man dann anbieten?
  • wie wickelt man den Zahlungsfluss nachweisfrei ab?

  • so stößt doch die kostenfreie Teilhabe an privaten Kopien in eine ganz andere Richtung vor:
     
  • warum sollte jemand sich die Mühe machen und seine privaten Kopien anderen bereitstellen?
  • wenn kostenfreies Gut verfügbar ist, würde die Hemmschwelle der Nutzung gesenkt?
  • wie prägt der Konsum neuen - bisher unbekannten oder unbezahlbaren Guts?

  • Fakten

    Fakt ist, Nutzer konsumieren viel mehr, wenn ein kostenloses Angebot existiert.

    Fakt ist, einige Nutzer werden den kostenlosen Konsum gegen den kostenpflichtigen Konsum tauschen, Schaden entsteht.

    Allein daraus leitet sich schon ab, dass nicht jeder gesteigerte kostenlose Konsum einen Schaden im Sinne einer entgangenen Einnahme darstellt.


    Fakt ist aber auch, dass Nutzer nur bereit sind zu konsumieren, wenn sie den Inhalt kennen und sich vorab eine Meinung darüber gebildet haben. Niemand kauft unbekanntes. Diese Bedingung entfällt aber bei kostenfreiem oder günstigem Konsum. Der Konsument erweitert seine Meinung. Neue Chancen für den Verkauf?

    Pro Jahr werden weltweit über 5000 Kinofilme produziert (in Deutschland nur über 100). Eine Meinung haben wir uns in der Regel nur über die Filme gebildet, die beworben und in naher Zukunft zum Verkauf im nächsten Lichtspielhaus oder im Einzelhandel angeboten werden. Besonders stark werden Blockbuster beworben.

    In einer Studie, die an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und der Copenhagen Business School enstanden ist, wurden 1344 Filme in 49 Ländern über einen Zeitraum von fünf Jahren beobachtet. Zum Zeitpunkt der Abschaltung einer der größten Filesharingdienste (Megaupload 01/2012) seien die Einnahmen vieler Kinofilme messbar zurückgegangen. Nur Große Blockbuster-Produktionen wären nicht von dem Effekt betroffen gewesen.

    Filesharing hilft also der Filmbranche?

    Wer sich also schon immer gefragt hat, warum Hollywood jeden guten Film noch einmal als schlechtes Remake herausbringt, der wird ahnen, dass es hier gar nicht um Qualität oder Kreativität gehen kann. Für Hollywood ist Filesharing schädlich, da es dem Konsumenten die Vielfalt der Branche zeigt, dieser lernt und entscheidet unter Umständen in Zukunft anders.

    Beim genaueren Hinsehen scheint auch das Vorgehen gegen den Filesharingdienst Megaupload mehr als ein Schlag gegen mögliche Unterstützung bei Urheberrechtsverletzung gewesen zu sein.


    Wollen Sie mehr wissen?
  • Filmproduktionen weltweit
  • Remakes, ein Auszug
  • Untersuchung der LMU München
  • Verlustmärchen der Filmindustrie
  • weitere Motive für Megaupload-Abschaltung
  • Sonntag, 11. November 2012

    Startschuss zum Remonopolisierungsturbo

    ...ein Blogautor würde sich wohl nach knapp 10 Monaten Sendepause schämen und entschuldigen. Ein Medium, was schweigt, ist sicher kein Medium? Wir finden: auch Schweigen kommuniziert. Denn beim Breitbandausbau in Deutschland muss klar attestiert werden, dass konzeptionell nichts wesentlich neues passiert ist. Und nur darüber wollen wir berichten.

    Zur Sicherheit fassen wir die Geschehnisse zusammen:

    Die Remonopolisierung der örtlichen Telefon-Infrastruktur schreitet weiterhin unaufhörlich voran, Mobilfunker verkünden immernoch imaginärste Bandbreiten und der Festnetzfunk (WMAN) erschließt nach und nach Gemeinden, Gewerbegebiete und kleinere Städte. Die Breitbandberater und Planungsbüros reden wiederholt von Terrabits, Glasfaser und vor allem vom beratungs- und planungsaufwändigen Tiefbau (nur 50% der Kosten stehen fürs Buddeln). Und die Kommunen werfen stets allzugern dem magenta Riesen die Kohle für smartes Patchwork seiner alten Drähte hinterher.

    Nun bahnt sich ein neuer Meilenstein in der Remonopolisierung an. Der rosa Monopolist hat sein größtes Problem zum argumentatorischen Zugpferd verdreht - das "Übersprechen". (Eigenstörung der Telefonleitung)

    Er hätte eigentlich zugeben sollen, dass das Konzept Telefonkabel auf dem letzten Loch pfeifft. Viele Fördermillionen wurden unter dem Telefonkabel-Pseudonym "Glasfaserausbau" (FTTC) dem Monopolisten zugesprochen. Doch wer würde mit dem Wort Glasfaserausbau eine maximale Versorgungsquote von nur 50% verbinden? Niemand.

    Stattdessen steigt das T in die nächste Pokerrunde ein. Man verspricht der Politik "bis zu" 100 MBit/s per Telefondoppeldraht, wenn man zugleich wieder exklusiv in den grauen Kästen am Straßenrand tätig werden darf. Die Wettbewerber, die auf Basis eigener Investitionen bisher ebenfalls dort werkelten, müßten dort wieder raus.

    Warum sollte der Staat hier mitgehen, wo er doch die Telefoninfastruktur bereits selbst bezahlte, zahlreiche Zuschüsse über Kommunen und Landkreise in weiteren Ausbau der Telekom steckte und die LTE-Frequenzen fast verschenkte, um in Stadt und Land überall 100 MBit/s zu haben?

    Und was haben diese versprochenen "bis zu" 100 Mbit/s mit einem Glasausbau zu tun?

    Nebelkerzenalarm für bildungsschwache Volksvertreter!


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  • Breko gegen Vectoring
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