Dienstag, 15. Juni 2010

Physik gegen die Telekom

Mit dem großen Monopolisten könnte man schon Mitleid haben, denn er hat es schwer. Zuerst die weißen Flecken, dann die Wettbewerber und selbst die Regulierung mosern an den Aussagen des großen T's herum. Angeblich ausgebaut, angeblich morgen schon flächendeckend verfügbar, wenn man es genau nimmt, in der Werbung schon seit 2000 flächig präsent - alles nur erschwindelt? Seit kurzem hat auch die Physik etwas gegen die Telekom. Letztere verspräche mit LTE Bandbreiten jenseits der 100 Mbit/s für den Landausbau per digitaler Dividende, schreibt die Presse. Wir haben da mal nachgerechnet.

Versteigert wurden zwei Frequenzbänder a 5 MHz. Die derzeit höchste sinnvolle Modulation erlaubt eine spektrale Effizienz von 8 Bit/s/Hz (QAM 256) bei optimalem Empfang (SNR wenigstens 22dBm). Die Physik erlaubt nun also maximale 40 Mbit/s pro 5 Mhz für alle Teilnehmer, die sich einen Funksektor teilen. Mehr als 80 Mbit/s sind also selbst unter idealen Bedingungen so nicht realisierbar.

Was für jeden Optimisten noch gut klingt, ist im Grunde aber noch schlechter, als bei jedem Baumarkt-WLAN-Router, denn der begnügt sich von vornherein mit einer robusteren maximalen Modulation (QAM 64), benötigt weniger Sendeleistung und schafft damit in der Spitze satte 54 Mbit/s. Wer sich von seinem Router zu Hause schon einmal einige Meter entfernt hat, wird erahnen können, wo beim LTE die Spitzenbandbreiten verfügbar sind - am Mast, keinen Meter daneben.

Sofern die Bundesnetzagentur den LTE-Betreibern keine Lizenz zur Eröffnung von Mikrowellenöfen ausgestellt hat und die Sendeleistung im gesundheitlich unbedenklichen Bereich liegt, wird die spektrale Effizienz im 4 Bit/s/Hz-Bereich liegen und damit im günstigsten Fall die Bandbreite pro Sektor auf 20 Mbit/s für alle Teilnehmer zusammen limitieren. Demnach sieht es nicht nach einer Konkurrenzsituation aus, weder für UMTS (14 Mbit/s am Sektor), noch für DSL (oft gar nichts am KvZ), erst recht nicht für's WMAN in der 4. Generation (100 Mbit/s pro Sektor).

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