10 Jahre ist nun der erste offizielle private Breitbandanschluß alt, dies betrifft die veraltete DSL-Technik ebenso, wie den ersten (u.a. funkbasierten) MAN-Anschluß. Die Bedeutung des Breitband hat sich in dieser Zeit fundamental geändert. Denn die technische Realisierung tritt zunehmend in den Hintergrund.
Weitere 10 Jahre zuvor wuchsen Bildschirmtext (BTX) und Mailboxen (BBS) als elektronische Kommunikationsform aus dem nichts und organisierten die ersten Nachrichten-Netzwerke. Während BTX zentralisiert und monopolisiert betrieben wurde, vernetzten sich Mailboxen unabhängig und maschenartig. Letztlich wählte man mit seinem Modem über die Telefonleitung einen (in heutiger Formulierung) Provider für Nachrichten und E-Mail an.
Im Grunde ist das technische Prinzip geblieben, nur mit der Möglichkeit eines Sofortwechsels des Anbieters (durch den sogenannten Link), der besseren Präsentationsmöglichkeit und natürlich auch der schnelleren Bereitstellung der Informationen wurde dem Nutzer eine Welt des gleichzeitigen Mehrfach- und Multifunktionsangebots offenbart. Öffnet ein Internetnutzer eine Webseite, so "nutzt" er neben einer Animation eines Werbeanbieters, einem Informationsangebot in Form eines Artikels mindestens auch ein Statistikangebot eines weiteren Anbieters.
Die Anbietermotivation allerdings hat sich geändert. Der Nutzer nimmt die Dienste nicht mehr einzeln und freiwillig wahr, sondern zwangsweise eine ganze Reihe von ihm auferlegten Angeboten. Der Nutzer wird zum Benutzten. Er wird mit Werbung penetriert, analysiert, überwacht. Nur mit zusätzlichem technischen Aufwand gelänge es, ungewünschte Dienste zu filtern.
Diese neue Rolle wird von der Begeisterung des Nutzers, zunehmend selbst am Internet teilzunehmen, unterstrichen. So laden Kiddies heute ihre privatesten Fotos in Community-Portale, um ihren Anspruch, sich zu zeigen und anerkannt zu werden, einzufordern. Editoren von Blogs notieren ihre kritischsten Gedanken und publizieren an ein Milliardenpublikum. Fotos aus den entlegensten Winkeln der Erde reichern virtuelle Karten an und gestalten sie authentischer. All diese inhaltlichen Werte erzeugen beim Anbieter einen höheren Nutzen, als beim Teilnehmer selbst.
Man könnte also den Spiess inzwischen umdrehen und fragen, warum nicht die Anbieter von Webdiensten den Breitbandausbau finanzieren. Denn jeder entlegenste Landstrich ist doch inhaltlich betrachtet an unverfälschten Meinungen, seltenen Bildern reicher als die übervölkerten Metropolen?
Das Breitband auf dem Land ist nicht die Anbindung der übrigen, der ungewollten, sondern überhaupt erst eine Vollendung der Nutzerprofile und damit eine Bereicherung des Internets. Wer wäre bereit, für diesen Aspekt zu zahlen?