Je einfacher, desto prägnanter. Sprachforscher und Neurologen haben schon seit Jahren festgestellt, daß sich Menschen Sachverhalte besser merken, wenn diese zum einen sehr stark vernetzt sind und zum anderen oft benutzt werden. Man streitet sich gern darüber, ob nun Englisch mehr Kreativität erzeugt, weil es darin weniger Worte gibt, die man aber durch ihre vielfachen Bedeutungen letztlich häufiger nutzt, oder ob es Deutsch mit seinen verschachtelten selbstzusammenbaubaren und fast beliebig anordbaren Wörten ist, bei dem der Sprecher schon zu Beginn des Satzes wissen muss, was er ausdrücken will. Man könnte schliessen, ein Englischmuttersprachler besitzt ein höheres Transportvermögen, er kann nämlich exakt dasselbe zu anderen Problemen sagen und damit schon kreativ wirken. Ein Deutscher ist rein sprachlich geradezu auf Kreativität und Planung angewiesen. Ein neuer Kontext erfordert von ihm, sich zunächst mit den dort völlig anderen Begrifflichkeiten auseinanderzusetzen. Wir waren also kulturell schon immer Planer und Schöpfer, mit dem zunehmenden Defizit, nicht nach links und rechts schauen zu können.
Erst die angelsächsische (Angel steht für Engel) Ökonomie forderte von uns, immer mehr zu sparen - oder besser - immer mehr von uns preiszugeben. Die Spitze der kulturellen Dezimierung haben wir wohl dieses Jahr erreicht, denn erstmals heißen Firmen wie Buchstaben des Alphabets. Vermutlich wird es in Zukunft Brot vom B, Urlaub von R, Lebensmittel von E,L,N oder A geben. Altbackenes DSL gibts ja ab sofort von T.
Während der Leser diese Entwicklung vielleicht als Grauen empfindet, könnt es sein, daß wir damit einen unerkannten Exportschlager an der Hand haben. Denn eine Sprache, die aus nur 27 Buchstabenwörten besteht, hat einen viel höheres Transportniveau. Jeder Satz könnte sofort in einem anderen Kontext genutzt werden und wär dort vermutlich sogar über alle Maßen kreativ.
W S m w ?
Buchstabenmarke