Dem Mainstream konnte man bisher nur die Fassung mit der Leitungslänge erklären, da sich hier genügend Argumentationspotential für Glasfaserstrecken zum örtlichen Verteiler bot. Je länger, desto schlechter - das war auch einfach zu verstehen. Und mit Glas ersetzt, heißt verkürzt, da Glas so schnell sei.
Zurück zum Nachbarschaftsproblem im Kabelbündel: Wenn ein Teilnehmer 16 MBit/s bestellt, bekommt er diese Bandbreite (nah genug am Verteiler). Wenn mehrere 16 MBit/s bestellen, bekommt jeder nur eine Fraktion, da sich die Leitungen im Betrieb gegenseitig stören.
Warum nun diese Ehrlichkeit? Neues Jahr - neue Vorsätze?
Das Thema ist so alt, wie die Technologie, seit Jahren forschen Ingenieure und Wissenschaftler. Eine Methode, die Störungen zu kompensieren, lautet Vectoring. Mit Vectoring wird nicht nur ein Kabel als einziges, sondern alle Kabel im Bündel zusammen betrachtet und die Art und Weise deren Betriebs optimiert, man könnte auch sagen: neu arrangiert.
Dazu muss man eben aber alle Kabel zusammen arrangieren können. Diese Aufgaben übernimt ein Gerät, an dem alle Kabel im Verteiler übergeben werden. Ein Gerät also für alle Kabelenden.
Zur Zeit investieren sehr viele Breitbandfirmen in Glasfaserstrecken, um mit ihnen den nächsten Internetknoten direkt mit dem örtlichen Kabelverteiler zu verbinden. Allerdings wird dazu eben kurz vor dem Verteiler von Glasfaser auf Kupferleitungen umgesetzt, die dann als "erweiterte Kabelenden" des Verteilers dienen. Das ist mit Vectoring ausgeschlossen.
Wo soll man also dieses "Vectoring" betreiben? Die erweiterten Kabelenden betreffen ja nur einen Teil der Kunden, nämlich den, der sich für den Alternativanbieter entschieden hat. Man wird das Gerät im bestehenden Verteiler aufbauen müssen. Wenn das Vectoring-Gerät im Verteiler des T die Kabel des T nutzt, sollte es dann nicht auch dem T gehören und von ihm betrieben werden? Ein neues Monopol.
Dem Vectoring wird die Politik nicht entsagen, denn tatsächlich werden die maximalen Bandbreiten auf den Kupferleitungen etwas erhöht. Man strebt politisch schließlich 50 MBit/s an. Mit der Monopolentscheidung werden dann wiederum dem T Ausbauverpflichtungen auferlegt. Wenn schon Monopol, dann auch überall.
Das Investment der Breitbandpioniere, die nur auf Glasfaserstrecken zum nächsten Kabelverteiler (oder -verzweiger) setzten, müsste neu berechnet werden.
Natürlich besteht dann noch die Möglichkeit des virtuellen Entbündelns, wobei man verwundert feststellt, was das dann genau sein soll - denn Zugang zu Bitstream gibt es ja bereits zu entsprechend höheren Einkaufskonditionen. Und man kommt ins Grübeln, wozu dann diese zweite Glasfaserstrecke noch benötigt wird.
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